Onlinekommunikation: Weltladen erschließt neue Zielgruppe

In der Hochschule Darmstadt stehen Studierende gemeinsam mit den Verantwortlichen des Weltladens für ein Foto auf dem Podium.

Bildquelle: h_da

Studierende und Verantwortliche des Weltladens haben das Projekt gemeinsam gestemmt.


19. Mai 2020 | Von Anne-Kathrin Berg

Mit Unterstützung des Kompetenzzentrums

Die Idee der Weltläden und des fairen Handels gibt es in Deutschland schon über 40 Jahre. Doch das ist gerade bei jungen Menschen kaum im Bewusstsein. Deshalb hat das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation den Weltladen / Eine Welt Verein Dieburg dabei unterstützt, neue Strategien des Online-Marketings und der Onlinekommunikation umzusetzen und eine jüngere Zielgruppe anzusprechen.

Projektstatus

  • Ausgangslage
  • Herausforderung
  • Ideen & Bedenken
  • Unterstützung durch das Kompetenzzentrum
  • Lösung
  • Ergebnis

Ausgangslage

Zum zehnjährigen Jubiläum des Weltladens und Eine Welt Vereins Dieburg plante Gertrud Meyer-Sauerwein, Vereinsvorsitzende, gemeinsam mit ihrem Team, die Onlinekommunikation zu einer jüngeren Zielgruppe auszubauen. Dass der Weg dorthin nicht an digitaler Öffentlichkeitsarbeit vorbeiführt, wusste sie: „Wir hatten den Wunsch, im Bereich des Online-Marketings fitter zu werden, deshalb habe ich gezielt den Kontakt zu Experten/-innen gesucht, um unsere Vereinsarbeit voranzubringen.“ Die Suche führte sie zu Professor Dr. Thomas Pleil, Leiter des Studiengangs Onlinekommunikation und Mitverantwortlicher für das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation sowie zu Sebastian Peter, Projektmanager des Kompetenzzentrums, unter anderem im Bereich Suchmaschinenoptimierung.

Über den Verein

Der gemeinnützige Eine Welt Verein Dieburg e.V. wurde im Juni 2010 gegründet. Zweck des Vereins ist die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur, des Völkerverständigungsgedankens und der Entwicklungszusammenarbeit. Im Eine Welt Verein Dieburg engagieren sich inzwischen über 30 Ehrenamtliche. Die Ziele werden zum Beispiel verwirklicht durch Öffentlichkeitsarbeit und Vermittlung von Kenntnissen über das Alltagsleben und die Probleme der Produzenten und Produktionsgemeinschaften. Des Weiteren ergreift der Verein Maßnahmen, welche die Idee von fairen und nachhaltigen Wirtschaftsbeziehungen lokal und global fördern und umsetzen helfen. Für benachteiligte Regionen leisten Weltläden und Weltvereine seit Jahren einen wichtigen Beitrag auch durch Bildungsarbeit, Ausstellungen und Workshops. Der Anlass, weshalb sich der Weltladen an unser Kompetenzzentrum wandte, war zum einen sein zehnjähriges Jubiläum 2020 und zum anderen der konkrete Wunsch, als Verein nicht zu überaltern und eine jüngere Zielgruppe anzusprechen.

„Ich fand es total toll, mit den Studierenden Dinge zu diskutieren und Lösungen zu suchen. Das hat mir Spaß gemacht und es hat neue Anregungen und Einblicke in völlig andere Bereiche gebracht. Ich war auch beeindruckt von der Professionalität; Form – Präsentation – Auftreten der Beteiligten.“ Gertrud Meyer-Sauerwein, Vorsitzende Eine Welt Vereins Dieburg

Herausforderung

Die Mitarbeiter/-innen des Weltladens sind nicht mit digitalen Medien aufgewachsen. Der Altersdurchschnitt der Ehrenamtlichen liegt bei über 50 Jahren. Marketingwissen und Social-Media-Kenntnisse der Mitarbeiter/-innen waren vor der Zusammenarbeit eher gering ausgeprägt. Zudem ist die Zeit der Engagierten und auch das Personal begrenzt. Die Reichweite des Ladens beläuft sich größtenteils auf die Kleinstadt Dieburg und deren Umgebung. Vor der Zusammenarbeit beschränkte sich die Online-Präsenz auf die Homepage des Weltladens und ein Facebook-Profil.

Ideen & Bedenken

Berührungsängste, was digitale Kommunikationskanäle anging, waren anfangs bei einigen Mitarbeiter/-innen des Weltladens zu spüren. „Wir hatten ja schon länger eine Homepage und auch Facebook, aber meistens machen wir das Learning-by-Doing und andere Plattformen wie Instagram waren mir noch völlig fremd. Aber natürlich müssen wir das benutzen, wenn wir mehr Reichweite bei jungen Leuten wollen“, sagt Gerhard Werum, Vorstandsmitglied. Das Bewusstsein über die Chancen von Social-Media-Arbeit war jedoch bei allen vorhanden und der Wunsch zur Zusammenarbeit groß.

Unterstützung durch das Kompetenzzentrum

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation stellte in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Onlinekommunikation zwei studentische Projektgruppen zusammen und entwickelte gemeinsam mit diesen Lösungen für die Herausforderungen des Weltladens. Im Rahmen einer sogenannten „Lernagentur“ mit dem Schwerpunkt „Nachhaltigkeitskommunikation“ profitierten sowohl die Mitarbeiter/-innen des Weltladens als auch die Studierenden von der Zusammenarbeit. Nach dem Prinzip „Lernen durch Lehren“ wurden Meetings abgehalten, Kampagnen konzeptioniert und Workshops durchgeführt. Begleitet wurde die Lernagentur über ein Semester lang von Professor Dr. Thomas Pleil und Sebastian Peter. Beide coachten die Studierenden in ihren jeweiligen Projektphasen und vermittelten ihnen im Prozess strategisches Wissen und relevante Modelle sowie Methoden des Online-Marketings für das Umsetzungsprojekt.

Lösungen

Besonders hilfreich war es für die Mitarbeiter/-innen des Weltladens, gemeinsam mit den Studierenden Ziele zu definieren und Personas zu erstellen. So konnte die bestehende und die anvisierte jüngere Zielgruppe konkreter fokussiert und ein besseres Verständnis für junge Kunden/-innen erreicht werden. Gertrud Meyer-Sauerwein: „Im Grunde möchten wir nach wie vor im Weltladen alle Menschen ansprechen. Doch die Ansprache muss individuell sein, um gehört zu werden. Die Studierenden haben da tolle Ideen zu uns gebracht.“ Durch eine Ausgangsbefragung unter Studierenden der Hochschule konnte als die ursprüngliche Bekanntheit des Weltladens und das Interesse an seinen Produkten festgestellt werden. Es zeigte sich: Wie vermutet, war der Bekanntheitsgrad in der jungen Zielgruppe minimal, aber die Aufgeschlossenheit groß. Da die Studierenden der Lernagentur zugleich ein Teil der anvisierten Zielgruppe waren, konnte der Weltladen zusätzlich von deren studentischem Netzwerk profitieren. Es wurde zum Beispiel der Kontakt zur Studierendenvertretung hergestellt, die das studentisch geführte Café Zeitraum betreibt, um Philosophie und auch Produkte des Weltladens bekannter zu machen.

„Im Grunde möchten wir nach wie vor im Weltladen alle Menschen ansprechen. Doch die Ansprache muss individuell sein, um gehört zu werden. Die Studierenden haben da tolle Ideen zu uns gebracht.“
Gertrud Meyer-Sauerwein, Vorsitzende Eine Welt Vereins Dieburg

Ergebnis

Für den Weltladen entstanden sowohl hilfreiche Konzeptpapiere für die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit innerhalb des Jubiläumsjahres als auch für die digitale Kommunikationsarbeit. Heraus kamen zum Beispiel ein Facebook-Leitfaden mitsamt Checkliste, ein Ideenpapier zur Homepageoptimierung und zur visuellen Kommunikation sowie ein neuer Instagram-Kanal mit Tipps und Hilfen für die Ehrenamtlichen. Zusätzlich lockte während des Wintersemesters 2019/2020 eine Marketingaktion am Mediencampus Interessenten auf die Onlineauftritte des Dieburger Weltladens. Plakate mit QR-Codes statt Texten machten die Studierenden des Mediencampus‘ neugierig auf die Aktion. Nach den geschilderten Maßnahmen wurden erste Erfolge sichtbar: Der Weltladen verfügt nun nicht nur über einen Instagram-Kanal mit steigenden Follower-Zahlen, sondern auch über einen professionellen Redaktionsplan für das Vereinsjubiläum. Eine zweite Umfrage zum Ende des Projektes zeigte, dass die Maßnahmen funktioniert haben und der Bekanntheitsgrad des Weltladens am Mediencampus auf 56% Prozent gestiegen war. Hinzu kommt: Durch den Kontakt zum studentischen Hochschul-Café Zeitraum werden dort nun Leckereien aus dem Weltladen verkauft – fair und bio. Auf die zahlreichen analogen und digitalen Ergebnisse sind die ehrenamtlichen Betreiber/-innen besonders stolz.

Projektstatus

Projekt abgeschlossen

100 %

Dos & Don’ts

  • Genaue Zielgruppenanalyse
  • Geeignete Kanäle identifizieren
  • Regelmäßige Pflege der Kanäle
  • Keine unnötig komplizierte Ansprache
  • Keine willkürliche Bespielung der Kanäle

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