Neue Zielgruppen erreichen dank Digitalisierungsreise

Team der Altonaer Silber Werkstatt

Das hat sich gelohnt: Zufriedene Gesichter im Team der Altonaer Silber Werkstatt.


19. November 2020 | Von Aylin Akgün, Diethard Bühler

Mit Unterstützung des Kompetenzzentrums

Die Altonaer Silber Werkstatt ist ein fast 140-jähriges Hamburger Traditionsunternehmen. In Service und Freundlichkeit beliebt, sind die Dienstleistungen des Unternehmens bei der Kundschaft bekannt. Die Belegschaft vor Ort hat immer ein offenes Ohr für die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden. Dies möchten sie auch in digitalen Kontexten zeigen. Gerade für die Weiterentwicklung traditionsreicher Unternehmen sind kreative Ansätze willkommen.

Foto Maxi Haensch
„Am Anfang war das so die Reise ins Ungewisse. Aber dann, als wir aufgetaut sind, da sind die Ideen gesprüht bei uns.” Maxi Hänsch, Geschäftsführerin Altonaer Silber Werkstatt

ÜBERSICHT DES PROJEKTSTATUS

  • Ausgangslage
  • Herausforderung
  • Ideen & Bedenken
  • Hilfe durch das Kompetenzzentrum
  • Lösungen
  • Ergebnis

AUSGANGSLAGE

Die Geschäftsführerin Maxi Hänsch hat das 140 Jahre alte Traditionsunternehmen vor zehn Jahren von ihrem Vater übernommen. Um neue Zielgruppen zu erreichen und jüngere Kunden/-innen zu gewinnen, nutzt das Unternehmen bereits mehrere digitale Instrumente wie beispielsweise einen Online-Chat und Social-Media-Kanäle.

HERAUSFORDERUNGEN

Die Stammkundschaft für Silber-Reparaturen und -Aufarbeitungen ist überwiegend älter. Die Herausforderung ist, dass viele jüngere Menschen sich nicht so sehr für Silber interessieren, wie es früher bei älteren Generationen der Fall war. Daher stellten sich für Maxi Hänsch Fragen wie: „Wie sieht unsere neue Zielgruppe aus und was möchte sie? Womit und über welche Kanäle erreichen wir sie? Und wie können wir auch in 20 Jahren noch bestehen?“

IDEEN & BEDENKEN

Für die Altonaer Silber Werkstatt ist Silber als Material „heilig“, daher steht die Reparatur und Erhaltung von altem Silber im Vordergrund. Wenn Jüngere zum Beispiel altes Silberbesteck erben, empfinden sie die Pflege zum Teil als aufwendig oder wissen nicht, was sie damit anfangen sollen. Vielleicht haben sie auch schon eigenes Besteck oder finden das Design zu altmodisch. Daher stellte sich die Frage: „Wie gewinne ich als Silber Werkstatt dennoch eine jüngere Zielgruppe für das Edelmetall?“

HILFE DURCH DAS KOMPETENZZENTRUM

Als traditionsreicher Handwerksbetrieb in Hamburg ist die Altonaer Silber Werkstatt gut mit der Handwerkskammer Hamburg vertraut. Dort wurde die Geschäftsführerin Maxi Hänsch aufmerksam auf den gemeinsamen Wettbewerb der Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren Hamburg und Kommunikation und bewarb sich um einen individuellen Workshop.

Die Altonaer Silber Werkstatt wurde ausgewählt und nach einem Erstgespräch, um die Ist-Situation zu erfassen, fand ein halbtägiger Workshop im Unternehmen statt. Um den strategischen Herausforderungen zu begegnen, wurde eine kreative Methode „die Digitalisierungsreise“ angewandt, die Mitarbeiter/-innen aller Ebenen und Fertigkeiten einbezieht.

Die Digitalisierungsreise wurde von BDG für das Kompetenzzentrum Kommunikation entwickelt und eignet sich dafür, konkrete Problemstellungen zu lösen. Da die Digitalisierungsreise sehr vielfältig anwendbar und ausgerichtet ist, können verschiedenste Problemstellungen von Unternehmen gleichzeitig adressiert werden, wodurch es oftmals zu einem doppelten Effekt kommt. Diesen doppelten Effekt konnten wir auch bei der Altonaer Silber Werkstatt beobachten: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die anfangs sehr wenig mit Digitalisierung zu tun hatten, wurden eingebunden und die jüngere Zielgruppe wurde besser verstanden. Konkret geschieht dies durch einen Perspektivenwechsel, indem sich Mitarbeiter/-innen aus allen Hierarchie-Ebenen in die Sichtweise von Kunden/-innen hineinversetzen und deren Bedürfnisse so besser erkennen.

Im Workshop versetzte sich die Altonaer Silber Werkstatt Schritt für Schritt in die Lage eines jungen Mannes, der Silberbesteck erbt und sich nun fragt, was er damit tun soll. Was sind seine nächsten Schritte und Gedanken? Wo informiert er sich, was ist ihm wichtig?

LÖSUNGEN

Bei der Zielgruppe „junge Menschen“ wurde schnell klar, dass sich diese signifikant weniger für Silber als Material interessieren und mehr Wert auf Erinnerungen und damit Emotionalität legen, die mit dem Stück verbunden sind. Durch die Erkenntnis der veränderten Kundenansprüche erzielte das Team der Altonaer Silber Werkstatt einen Durchbruch und sprudelte vor Ideen.

Es wurden Ansatzpunkte wie Hochzeitstags-Angebote und mögliche Kooperationen mit Antiquariaten und Sportvereinen diskutiert. Möglich wären auch eine Geschäftsmodell-Erweiterung „Silber as a Service“, inklusive eines jährlichen Check-ups oder Reinigungs-Abo vor den Feiertagen.

Foto Maxi Haensch
„Ich habe Mitarbeitende, die ich seit 15 Jahren kenne und die haben mich immer wieder überrascht, wie kreativ die sind in alle Richtungen. Auch was ihre Ideen angeht.“ Maxi Hänsch, Geschäftsführerin Altonaer Silber Werkstatt

ERGEBNIS

Die Erkenntnis, dass die jüngere Zielgruppe bei Silber mehr Wert auf Emotionalität legt, führte dazu, dass die Altonaer Silber Werkstatt im Workshop auch neue Produkt-Ideen entwickelte und ihr Angebot erweiterte. So werden heute neben Reparaturen auch kreative Umarbeitungen, die die Handarbeit und den Status als Unikat betonen, angeboten.

Wenige Monate nach dem Workshop berichtet die Geschäftsführerin Maxi Hänsch davon, dass sie auch von den Vorteilen der Digitalisierungsreise profitiert haben – und noch profitieren. So hat die Altonaer Silber Werkstatt es geschafft, die Corona-Nothilfen zurück zu zahlen und bereits Monate vor der Weihnachtszeit einen Auftragsstopp eingerichtet, da das Geschäft besser läuft als sonst.

Auch die Einarbeitung einer Verkäuferin, die sehr wenig mit Digitalisierung zu tun hatte und nicht einmal ein Handy besaß, lief durch die Digitalisierungsreise einwandfrei ab. Heute beschäftigt sich diese Verkäuferin mit dem Online-Shop und kann besser mit digitalen Elementen umgehen als früher. Zudem hat die Belegschaft weiterhin neue Ideen bezüglich Digitalisierung und Innovation.

Maxi Hänsch berichtete von durch die Digitalisierungsreise inspirierten wöchentlichen Brainstormings zur Digitalisierung, aus denen zusätzliche Ideen entspringen „Das macht sehr viel Spaß und bringt uns auch weiter, sodass wir die nächsten 10, 20, 30 Jahre noch existieren können.“

Projektstatus

100 %

Dos und Don’ts

  • Kreatives Potenzial der Mitarbeiter/-innen nutzen für mehr Ideen
  • Mitarbeiter/-innen durch intuitive Methoden an Digitalisierungs- und Innovationsansätzen teilhaben lassen
  • Sich in die Lage der Kundschaft versetzen
  • Schwierige, komplizierte Methoden verwenden
  • Bei der Ideenentwicklung „eine Schere im Kopf“ haben

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