Was macht digitales Lehren und Lernen erfolgreich?

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Digitale Lehre stellt Bildungseinrichtungen vor neue Herausforderungen.


25. Februar 2021 | Von Kristina Bodrozic-Brnic

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation begleitet seit Oktober 2020 das Bildungszentrum für medizinische Heilberufe (BmH) bei der konzeptionellen Ausgestaltung zukunftsfähiger digitaler Bildungsangebote. Das Kernstück der Zusammenarbeit stützt sich auf die Entwicklung eines Medienentwicklungsplans innerhalb des DigitalPakts für Schulen. Ziel ist es, die Entwicklung eines ausführlichen Leitfadens für andere private und auch staatliche Bildungseinrichtungen zu erstellen. So lassen sich Lösungsansätze für die Digitalisierung im Bildungswesen abbilden, die Orientierung schaffen. Die Frage ist: Welche Voraussetzungen sind bei Schüler/-innen und Lehrer/-innen für eine gelungene und nachhaltige  Entwicklung notwendig, damit die Digitalisierung gelingt?

Frühzeitig in digitale Infrastrukturen investieren

Das BmH in Gera ist die Lehrschule der Medical School Berlin (MSB) und hat bereits vor Zeiten der Corona-Krise in digitale Technologien investiert. Eine Fachleiterin erklärt: “Neue Lehrkräfte sind oft überrascht, wenn sie bei uns anfangen, wenn sie sehen, wie selbstverständlich schon digitale Anteile im Unterricht für uns sind”. Trotzdem stellte die Corona-Pandemie auch das BmH vor gänzlich neue Situationen. Eine komplette Digitalisierung des gesamten Lehrplans war nicht geplant und didaktisch in der Kürze der Zeit eine enorme Schwierigkeit. Möglichst glaubhaft waren komplexe Inhalte medizinischer Berufe zu vermitteln und eine Motivation seitens Lehrenden und Schülerinnen und Schülern aufrecht zu halten.

Die Schulleitung muss für digitales Lehren und Lernen mitziehen

Erste Voraussetzung für die erfolgreiche Digitalisierung in Bildungseinrichtungen ist eine offene Haltung der Schulleitung gegenüber Themen, mit denen sich Lehre im Rahmen der digitalen Transformation auseinandersetzen muss: virtuelle Zusammenarbeit, digitale Kommunikation und veränderte zwischenmenschliche Beziehungen aufgrund von räumlicher Distanz. Neue Lösungen müssen her. Beim Suchen und Finden dieser Ansätze kommt es nicht darauf an, alles auf einmal zu bewältigen. Vielmehr geht es darum, Schritt für Schritt relevante Handlungsfelder zu identifizieren und Stück für Stück anzugehen.

Nicht jede Schule hat eine Leitung, die Digitalisierungsthemen gegenüber aufgeschlossen ist und Flexibilität zeigt. Auch während des aktuellen Lockdowns gibt es Bildungseinrichtungen, die bei einer Verlängerung der Kontaktbeschränkungen keinen oder nur knappen Online-Unterricht anbieten. Hilfsmittel des DigitalPakts waren Anfang Dezember bundesweit nur zu 25 Prozent beantragt und zu 1 Prozent abgerufen worden. „Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen”, hört man da vielerorts. Verständlicherweise ist es eine Herausforderung, sich auf unterschiedliche Altersgruppen und Fächer einzustellen, seinen Unterricht dem digitalen Umfeld anzupassen und dabei motiviert zu bleiben. Dennoch: Digitale Tools bieten vielfältige Möglichkeiten, neue und innovative Wege der Zusammenarbeit und Kommunikation zu entdecken und zu nutzen. Es ist in jedem Fall einen Versuch wert.

Die Lehrenden als Motivationstreiber

In erster Linie sieht der DigitalPakt Schule die Verbesserung der schulischen Infrastruktur und Ausstattung vor. Die Umstellung von analoger Lehre auf digitale Bildungsangebote ist eine Veränderung, die sowohl bei Schüler/-innen, als auch bei Lehrenden für Verunsicherung und Hemmungen sorgen kann. Daher ist es besonders wichtig, diese Menschen aktiv und sensibel in den Veränderungsprozess einzubeziehen, Ängste zu nehmen und Sicherheit zu geben. Wissensvermittlung und Ansprechpartner/-innen können bei der Befähigung und dem Aufbau von Vertrauen in digitale Technologien unterstützen.

Ein entscheidender Faktor, der dazu beiträgt, ist grundsätzliche Neugier der digitalen Transformation gegenüber. Sie hilft uns, besser zu werden und Spaß an der Sache zu haben. Der Mut und der Wille zum Ausprobieren sind die erste Stufe auf dem Weg zum Gelingen nachhaltiger Digitalisierungsprojekte. Es gibt noch viele Lehrkräfte, die davor zurückschrecken, neue Elemente in den digitalen Unterricht einzubauen. Qualifizierungsangebote und Schulungen können solchen Ängsten entgegenwirken.

Im Medienentwicklungsplan des BmH sind deshalb regelmäßig intern und extern geführte Schulungen innerhalb der nächsten fünf Jahren vorgesehen, obwohl diese nicht vom Digitalpakt Schule abgedeckt werden. Zudem sollte eine Bildungseinrichtung immer die Vernetzung der Lehrkräfte untereinander fördern, um entstandene Hürden zu identifizieren und anzugehen. Erfahrungsaustausche fördern das Vertrauen und schaffen Mut.

Rahmenbedingungen ändern sich auch für Schüler/-innen

Lernende, besonders Ausbildungsanfänger/-innen, sind in dieser herausfordernden Zeit besonders belastet. Es fehlt ihnen der physische Eingliederungsprozess in die große Gruppe. Auch fällt es schwerer, Gleichgesinnte für kleine Gruppen in der virtuellen Umgebung zu finden. Und es lastet das Vorurteil der Generation Z auf ihren Schultern. Angeblich könne diese Generation mit Apps und Programmen im Schlaf umgehen. Hierdurch wird von manchen aber gerade im Lehr-Lern-Kontext zu viel erwartet.

Die GenZ beginnt ihre Ausbildung und muss mit vielen Frustrationen kämpfen: schlechte Bandbreiten, ungeeignete Endgeräte, kein Raum im eigenen Zuhause, mangelnde Kommunikation mit Lehrenden, Gruppenarbeitsdefizite. Die Liste könnte man ins Unendliche fortsetzen. Gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis sind daher wichtiger, als je zuvor. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, andere zu unterstützen und das Miteinander zu stärken.

Digitale Lehre erleichtern: Tipps für die innere Haltung im Umgang mit anderen

  • Mehr Toleranz für noch nicht perfekte Unterrichtsmethoden aufbringen
  • Freundlich Hilfe anbieten: sowohl Lehrenden als auch Mitschüler/-innen gegenüber. Gemeinsam kommt man zu besseren Ergebnissen
  • Sich einbringen und dies auch von anderen einfordern: Lernende sollten sich aktiv beteiligen Auszubildende könnten zum Beispiel auch selbst kleine Schulungen entwickeln und regelmäßig an Austauschtreffen zur Lösungsfindung teilnehmen.

Gegenseitige Motivation in der digitalen Bildung

Solche und weitere Maßnahmen sind bereits Teil des Medienentwicklungsplans des BmH. Die Schulleitung möchte die Integration und die Vernetzung seiner Auszubildenden fördern, um auch künftig reine online oder hybride Unterrichtsformate mit Leben zu füllen.

Denn genau darauf kommt es an: gemeinsam Lösungen finden, sich gegenseitig motivieren und andere mitziehen. All das ist Teil eines erfolgreichen Digitalisierungsrezepts. Durch Zuhören, aktives Befähigen und eingesetzter Kreativität können die Beteiligten das Gerüst der digitalen Lehre stärken und erweitern.

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation zeigt am Beispiel des BmH, welche digitalen Möglichkeiten und Handlungsfelder Vertreter/-innen von Bildungsträgern haben und dazu ermutigen, diese für sich zu erproben. Nutzen Sie dafür gerne Anregungen aus bereits erstelltem Material oder kommen Sie gern auf uns zu.

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation bietet kleinen und mittelständischen Unternehmen im Rahmen des Förderschwerpunktes Mittelstand-Digital des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi):

  • Bundesweite digitale Workshops und virtuelle Dialogformate
  • Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen
  • Umsetzungsprojekte und Praxisbeispiele
  • Fachliche Begleitung bei individuellen Fragestellungen und konkreten Digitalisierungsprojekten

Nutzen Sie die kostenfreien Angebote unseres Kompetenzzentrums für Ihr Unternehmen.

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