Warum reden wir fast nur über 10% vom Ganzen?

Wer den Wissenstransfer im Unternehmen fördern will, muss etwas dafür tun. Winfried Krieger erklärt, wie das gehen kann.

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Wer den Wissenstransfer im Unternehmen fördern will, muss etwas dafür tun. Winfried Krieger erklärt, wie das gehen kann.


26. August 2019 | Von Winfried Krieger

Vor rund 20 Jahren haben Morgan McCall, Robert W. Eichinger und Michael M. Lombardo vom Center for Creative Leadership in North Carolina (USA) die sogenannte 70-20-10 Bildungsformel erfolgreicher Führungskräfte beschrieben, die sich als Ansatz der betrieblichen Weiterbildung rasant verbreitete. Jos Arets, Charles Jennings und Vivian Heijnen aktualisierten in den letzten Jahren durch zahlreiche empirische Beobachtungen in Großbritannien diese Formel. Das Modell zeigt, dass die Kommunikation und das Lernen-on-the-Job entscheidend für die Umsetzung des Gelernten sind.

Das 70-20-10-Modell der betrieblichen Weiterbildung erklärt, dass 70 Prozent des Lernens während und durch die Arbeit direkt erfolgt – indem Aufgaben erfolgreich erfüllt und Fehler gemacht und korrigiert werden. Weitere 20 Prozent des Lernens entstehen durch die Zusammenarbeit mit Kollegen und Kolleginnen in unternehmensinternen und unternehmensübergreifenden Netzwerken. Lediglich 10 Prozent des Lernens geschieht durch formales Lernen in Seminaren, Kursen und Online-Trainings. Die Anteile variieren von Branche zu Branche und sind abhängig von gesetzlichen und formalen Rahmenbedingungen.

Ist 70-20-10 die Formel für bessere Weiterbildung?

Wenn ich mir die Qualifizierungsanstrengungen besonders der kleinen und mittelständischen Unternehmen ansehe, dann zeigt sich, dass diese letzten 10 Prozent des Lernens, die formale Wissensvermittlung, oftmals die wichtigste Stellschraube der Mitarbeiterweiterbildung sind. Mitarbeiterbildung geht dabei meist mit der Frage einher, an welchen Kursen und Trainings die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter denn nun teilnehmen sollen. Wenn ich jedoch mit der 70-20-10-Brille auf Lernprozesse in Unternehmen schaue, dann stelle ich fest, dass das große Potenzial der Weiterbildung, die anderen 90% des Lernens, effektiver von Unternehmen genutzt werden kann. Dies kann jedoch nur durch eine erhöhte Verzahnung des Lernens mit den Arbeits- und Kommunikationsaufgaben umgesetzt werden, Damit wird das von außen herangetragene Know-How intern in der täglichen Arbeit vervielfacht.

Austausch untereinander ist der Schlüssel

Die Zauberformel dafür heißt intensive interne Kommunikation – aber das ist kein Selbstläufer. Abteilungsdenken und Abteilungsegoismen dominieren noch häufig die interne Zusammenarbeit. Der aktive Austausch der Mitarbeiter/-innen untereinander bricht diese Silos auf und steigert das Gesamtwissen des Unternehmens. Um dies in einem Unternehmen umzusetzen, wird eine gute Lernumgebung immer wichtiger. Allzeit abrufbare Onlineplattform mit verschiedenen Wissens-Inhalten führen zum Beispiel dazu, dass die Mitarbeiter/-innen bei akutem Bedarf lernen können, egal ob in der Werkstatt, im Büro oder im Homeoffice. Darüber hinaus gibt es hilfreiche Methoden, um die Lerneffekte aus der täglichen Arbeit der Mitarbeiter/-innen für das ganze Unternehmen zu nutzen. Zu den bekanntesten gehören offene Moderationsmethoden für Gruppendiskussionen, wie Open Space, World Café und Barcamp, aber auch moderierte Workshops helfen den Austausch untereinander zu intensivieren.

Wir vom Kompetenzzentrum Kommunikation unterstützen Sie in all diesen Formaten. Wir wollen, dass die Ergebnisse ihrer formalen Weiterbildung und Qualifizierung bei Ihnen im Unternehmen nachhaltig wirksam werden.

Lassen Sie uns über die 90 Prozent vom Ganzen reden.

Alle Kolumnen von Winfried Krieger finden Sie hier.

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