Stellen Sie sich vor, es wird ein Termin für eine Konferenz angesetzt und es gibt keine Agenda, keinen Referent/-innen und nur einen leeren Zeitplan. Lediglich ein Oberbegriff – zum Beispiel Online-Marketing – ist vorgegeben. Dann handelt es sich wahrscheinlich um ein „Barcamp“ – eine sogenannte Un-konferenz.
Der Begriff der Unkonferenz kommt nicht von ungefähr. Denn Barcamps sind keine klassischen Frontal-Konferenzen, denn statt eines passiven Publikums soll bei diesem Format jeder Besucher/-in selbst aktiv werden können. Aus Teilnehmer/-innen können jederzeit Teilgeber/-innen werden, die ihre eigene Konferenz gestalten. Barcamps sind die perfekte Methode, um Kunden/-innen, Mitarbeiter/-innen und Partner/-innen in Unternehmensprozesse einzubeziehen und dabei neue Meinungen und Bedürfnisse im offenen Austausch zu entdecken. Entscheidend dabei: Alle sind gleichberechtigt, jede/r ist aufgefordert, am Anfang ein Thema vorzuschlagen und – sofern andere dieses gut finden- dazu eine sogenannte Session zu moderieren.
Oft werden die Begriffe Barcamp und Open Space synonym verwendet. Tatsächlich gibt es große Gemeinsamkeiten. Die Methode Barcamp ist eine besondere Form des Formats Open Space – mit kleinen Unterschieden. Hier geht es zur Methode Open Space.
Vorbereitungsphase
Bei der Organisation von Barcamps muss der Veranstaltende umdenken. Während bei klassischen Konferenzen ein Zeit- bzw. Ablaufplan mit genauer Rednerliste fest organisiert werden muss, ist bei einem Barcamp höchstens ein grober Rahmen vorgesehen. Den Ablauf sollen die Besucher/-innen selbst gestalten.
Bei Bedarf können Barcamps aber auch stärker vorstrukturiert werden, beispielsweise indem Sie vorab gezielt einzelne Arbeitsgruppen planen, eine Grundidee anbieten oder das Oberthema enger fassen.
An der Bereitstellung von Räumen, Arbeitsmaterialien und (Präsentations-)Technik und Verpflegung kommt der Organisator allerdings auch hier nicht vorbei. Üblich ist auch, dass die Organisatoren/-innen festlegen, wie lange die so genannten Sessions sein sollen und wann Pausen vorgesehen sind. Ein solcher Rahmen ist auch deshalb sinnvoll, weil in Barcamps meist gleichzeitig mehrere Sessions stattfinden. Gemeinsame Anfangszeiten geben allen Teilnehmenden die Möglichkeit, ihr individuelles Barcamp-Programm zusammenzustellen.
Zudem muss im Vorfeld ein Moderierender bestimmt werden, der durch den Tag führt und die Aufgabenplanung koordiniert. Die Rollenverteilung der Teilnehmer/-innen ist flexibel, Hierarchien gibt es keine. Der offene Austausch steht im Vordergrund, nicht die Vermittlung von Lehr- und Lerninhalten. Barcamps sind in der Regel zweitägige Veranstaltungen, vorzugsweise durchzuführen an Wochenenden oder freitags und samstags.
Durchführungsphase
Zunächst werden die Teilnehmenden begrüßt und in die Spielregeln eines Barcamps eingeweiht. Üblich ist meist eine kurze Vorstellungsrunde. Damit diese schnell geht, werde klare Regeln ausgegeben: Zum Beispiel stellen sich die Teilnehmenden mit Namen und drei Schlagworten vor. Langatmitge Selbstdarstellungen sind verpönt. Üblich ist übrigens, sich auf Barcamps zu duzen. Es gilt das „Barcamp-Du“ – man kann anschließend problemlos wieder zum „Sie“ übergehen, wenn man sich nicht wohlfühlt. Anschließend ist jeder Teilgebende dazu aufgerufen, sogenannte Sessions anzubieten. Session ist der englische Begriff für Themensitzung. Wie die genau aussieht, ist aber nicht vorgegeben: Es kann ein Workshop sein, eine offene Diskussion, ein Vortrag oder aber auch eine Fragestellung zum Gegenstand haben. Für jeden Vorschlag wird kurz in die Runde gefragt, wie viele Personen Interesse daran hätten. Fehlt das Interesse, kommt die Session nicht zu Stande.
Die angenommenen Vorschläge werden mit weiteren Angaben wie Raum und Zeit auf einer Pinnwand festgehalten. Zusätzlich sollte der Zeitplan aber auch online zur Verfügung gestellt werden, so dass die Teilgeber jederzeit Zugriff auf die Zeit- und Raumplanung haben. Eine Session-Planung kann wie folgt aussehen:
Uhrzeit Raum 1 Raum 2 Raum 3
11:00-11:45 Thema 1 Thema 3 Thema 2
12:00-12:45 Thema 5 Thema 4 Thema 6
Eine Session dauert in der Regel eine Stunde. 45 Minuten sind für Inhalte reserviert, weitere 15 Minuten brauchen die Teilgeber/-innen, um zwischen zwei Sessions den Raum zu wechseln und sich auf neue Themen einzustellen.
Eine Session dauert in der Regel eine Stunde. 45 Minuten sind für Inhalte reserviert, weitere 15 Minuten brauchen die Teilgeber/-innen, um zwischen zwei Sessions den Raum zu wechseln und sich auf neue Themen einzustellen.
Die Besucher/-innen verteilen sich nach ihren Interessen in die Sessions und treten in einen offenen Austausch. Jede/r Teilgeber/in ist frei in seiner Entscheidung, welche der Sessions er besuchen möchte – somit ist es auch sehr wahrscheinlich, dass in jeder Session neue Gruppenkonstellationen zustande kommen.
Im Optimalfall werden die Inhalte einer Runde von den Teilgeber/-innen protokolliert – das kann formlos erfolgen, beispielsweise via Twitter, oder klassisch in einem Word-Dokument oder Flipchart. Natürlich kann man auch ganz darauf verzichten, aber häufig möchten die Teilgeber/-innen auch wissen, was in den anderen Sitzungen inhaltlich gesprochen wurde. Die erarbeiteten Inhalte dienen dem Veranstalter auch als Bedarfsanalyse für Trends und Themenbedarfe der Akteure und können in die Planung weiterer Veranstaltungen einfließen.
Abschlussphase
Am Ende kommen alle Beteiligten zur Abschlussrunde zusammen. Erfahrungsgemäß sorgen Fotos, Tweets oder sonstige Notizen über Eindrücke vom Tag für positive Reaktionen. Außerdem können die Teilgeber/-innen hier Feedback zur Organisation und den Themen der Veranstaltung geben und gegebenenfalls direkt in die Planung für ein nachfolgendes Barcamp einsteigen.
Beispiele über Einsatzmöglichkeiten
Barcamps können offen und unternehmensübergreifend organisiert sein, so dass jede/-r Interessierte teilnehmen kann (z.B. wie beim vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation organisierten Content Strategy Camp, zu dem Profis aus Agenturen und Unternehmen zusammenkommen).
Barcamps können auch innerhalb eines Unternehmens durchgeführt werden, um interne Kommunikationsprozesse zu verbessern, Wissen über Bereichsgrenzen hinweg zu verknüpfen oder ganzheitliche Innovationsprozesse voranzutreiben. Des Weiteren können auch Kunden/-innen und Partner/-innen mit einbezogen werden – Unternehmen können so völlig neue Facetten an bekannten Themen entdecken, komplett neue Themen finden, die bisher vielleicht noch nicht ins Bewusstsein der Führungsriege vorgedrungen sind. Ganz „nebenbei“ gelingt es dem Unternehmen, seine Mitarbeiter/-innen aktiv in Innovations- und Veränderungsprozesse einzubeziehen und seine Agilität zu steigern.
Zusammenfassung
Methode: Barcamp
Merkmale: Geeignet für größere Guppen. Kein strikter Zeit- und Ablaufplan
Ziel: Kreativität, Motivation, Kommunikation, Bewusstsein stärken
Wenn Sie Interesse haben, ein Barcamp zu veranstalten, sprechen Sie uns an. Wir unterstützen Sie gerne bei der Konzeption und Durchführung des Events.