Modejournalismus – Außergewöhnliche Zielgruppen richtig ansprechen

Eine ausgeklügelte Kommunikationsstrategie und die richtigen Kanäle sind bei der Ansprache von Zielgruppen in der Modebranche entscheidend.


17. Februar 2022 | Von Carolin Enke

Ob in der Kommunikation mit Mitarbeiter:innen, der Kundschaft oder mit zuliefernden Unternehmen: jede Zielgruppe schätzt eine direkte Ansprache, die auf die individuellen Bedarfe, Nöte und Herausforderungen eingeht. Zudem entstehen durch die Digitalisierung immer neue Kommunikationswege, die eine geeignete Kommunikationsstrategie erfordern. Neben der richtigen Zielgruppenansprache bedarf es vor allem auch in der Modebranche ein Gespür für gesellschaftliche Trends und Innovationen sowie Kreativität, um aktuelle Themen durch das Schreiben von Texten Ausdruck zu verleihen.

Um zu verstehen, welchen Einfluss der Journalismus bei der medialen Verbreitung von Trends und Innovation in der Modebranche hat, haben wir Dr. Diana Weis, Professorin für Modejournalismus an der BSP Business & Law School befragt. Frau Weis beschäftigt sich seit Jahren mit der Berichterstattung über neue Modetrends und dem Verfassen von Stilkritiken und befasst sich mit Schönheitsnormen und Körperbildern in den digitalen Medien.

Mode ist ein Medium, das sehr intuitiv funktioniert. Warum uns etwas gefällt oder nicht, können wir häufig nicht erklären. Die Aufgabe des Modejournalismus ist es, als „Übersetzer“ zu fungieren und aufzuzeigen, wie aktuelle Trends sich zu größeren gesellschaftlichen Themen verhalten. Die „Gatekeeper“-Funktion des Modejournalismus, also auszuwählen, welche Trends überhaupt durch die Medien verbreitet werden, ist dagegen durch die Digitalisierung etwas in den Hintergrund getreten.

Prof. Dr. Diana Weis, Professorin für Modejournalismus

Welches Handwerkszeug brauchen Modejournalist:innen, um Trends zu erkennen?

Wir müssen mit offenen Augen durch die Welt gehen, was heute natürlich die digitale Welt miteinschließt. Wer verstehen will, wie Trends heute funktionieren darf sich nicht nur auf die Modebranche konzentrieren, sondern muss in Kunstgalerien genauso zuhause sein wie auf Social-Media-Plattformen. Weiterhin bedient sich jeder auch seinem ganz individuellen Ansatz. Ich selbst vertrete einen wertebasierten Ansatz, der ästhetische Entwicklungen immer als Ausdruck kultureller und sozialer Veränderungen und der damit verbundenen Bedürfnisse begreift.  

Welche Veränderungen nehmen Sie im Modejournalismus wahr?

Es gibt immer einen Markt für interessante Texte, die sich auf eingängige Weise tiefgehend mit Gegenwartsphänomenen beschäftigen. Ob solche Texte in gedruckter Form, digtal oder hybrid erscheinen, ist letztendlich nebensächlich. Trotz der Krise, die die klassischen Printmedien seit einigen Jahren durchlaufen, zeigt sich, dass neben Bild- und Videoinhalten der Bedarf an guten Texten wieder steigt. Deutlich wird das am Trend zu sogenannten „Longreads“, also ausführlichen und gut recherchierten Beiträgen, die man nicht mal eben so nebenbei in der U-Bahn auf dem Smartphone liest. 

Ein wichtiger Punkt ist die zunehmende Annäherung zwischen den Bereichen Journalismus und Public Relations. Aus der Perspektive des klassischen Journalismus wird das häufig als Problem gesehen, weil es dem Qualitätsmerkmal der Unabhängigkeit entgegensteht. Gerade im Modebereich ist es aber so, dass die Leserschaft ja auch über neue Produkte und Innovationen informiert werden möchte. Hier sehe ich eher die Chance, typische PR-Inhalte qualitativ aufzuwerten, indem sie weniger wie Werbung, sondern mehr wie journalistische Inhalte behandelt und aufbereitet werden. 

Wie sollte die Kommunikation durch die Moderedakteur:innen und Medienschaffende gestaltet sein, um Trends und Innovationen zu verbreiten?

Ganz klar: Inhalt vor Form. Fragen Sie sich bei jedem Satz, ob Sie den wirklich brauchen, um Ihrer Leserschaft etwas Handfestes mitzuteilen. Binsenweisheiten und Gemeinplätze können gleich gestrichen werden. Die Wechselwirkungen zwischen Mode, Markt und Gesellschaft sind äußerst komplex, deshalb sollten wir versuchen, diese möglichst allgemeinverständlich zu kommunizieren. Gleichzeitig sollten wir uns nicht zu ernst nehmen – Modethemen haben immer einen Hang zum Boulevardesken, deswegen sollte Modejournalismus auch unterhaltsam sein.

Wir danken Frau Weis für das Interview!

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