Führen auf Distanz im Homeoffice – mit Offenheit und Vertrauen zur erfolgreichen Teamarbeit

Bildliche Darstellung Teamwork

Bildquelle: pexels


29. Juli 2021 | Von Carolin Enke

Viele Unternehmen haben in den letzten Monaten Erfahrungen mit Homeoffice und mobilem Arbeiten sammeln können. Hierbei sind vor allem die interne offene Kommunikation und eine vertrauensvolle (Selbst-) Führung wesentliche Erfolgsfaktoren. Diese Form des Zusammenarbeitens auf Distanz geht auch mit neuen Herausforderungen einher: Gespräche in lockerer Atmosphäre (der bewährte Flurfunk) müssen im digitalen Raum neu und anders organisiert werden. So können Konfliktlösungen erschwert werden und Missverständnisse hingegen schneller entstehen. Um dies zu vermeiden ist es wichtig, frühzeitig und regelmäßig Rücksprache mit den Kolleg:innen einzufordern und selbst zu halten. So kann das Team gemeinsam Ideen für aufkommende Bedürfnisse gestalten. Vertrauen in die Zusammenarbeit ist dabei in der Praxis höchstes Gut und eine der zentralen Anforderungen an Führungskräfte und Mitarbeiter:innen.  

Im Interview gibt uns Elisabeth Uharek vom Deutschen Institut für Normung (DIN) Antworten und Motivationen auf Fragen rund um das Thema der Führung und Zusammenarbeit auf Distanz.

Elisabeth Uharek ist Personalentwicklerin beim Deutschen Institut für Normung e.V. (DIN). Einer ihrer Themenschwerpunkte ist die Führungskräfteentwicklung.

Mit welchem Anliegen hast du dich an das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation gewandt?

Ich habe mich konkret mit dem Wunsch nach Unterstützung beim Thema „Führung auf Distanz“ an das Kompetenzzentrum Kommunikation gewandt. Nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie ist Distance Leadership für die zukünftige Arbeit nicht mehr wegzudenken. Durch die Veränderung der Arbeitswelt (insbesondere die Digitalisierung und Flexibilisierung) muss auch die Führung in Unternehmen neu gedacht werden. Wir sehen mobiles Arbeiten und Führung auf Distanz ganz klar als wichtige Schwerpunktthemen für die Zukunft. Hier waren wir auf der Suche nach fachlicher Unterstützung und einem Sparring zu den Fragen:

  • Wie führe ich auf Distanz?
  • Welche Rolle spielt dabei die Selbstführung?
  • Wie entwickle ich die Unternehmenskultur weiter, wie schaffe ich hier Vertrauen?
  • Welche Chancen und welche Risiken ergeben sich daraus?
  • Und wie setze ich die gewonnenen Erkenntnisse im Arbeitsalltag um?

Wieso ist das Thema Führung auf Distanz für dich und DIN wichtig?

Der Anspruch an Führung verändert sich spürbar. Es ist ein Abwägen und Ausbalancieren, was das Thema für mich sehr spannend macht. Die Veränderung geht auch mit Unsicherheiten und dem Bedarf einer offenen Haltung einher. Der Wunsch nach mehr Innovation, Experimentieren und neuen Wegen bedarf einer sich entwickelnden Lernkultur und einer Flexibilisierung bestehender Prozesse und Abläufe. Mehr Freiheiten fordern auch mehr Selbstverantwortung und Selbstführung.

Wie konnte das Kompetenzzentrum euch dabei unterstützen?

Ich schätze insbesondere den ganzheitlichen Ansatz und den Methodenmix des Kompetenzzentrums. In der Zusammenarbeit ist ein Konzept entstanden, welches das Thema Führung auf Distanz aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Weiterhin wurden Ideen für eine enge Verzahnung zwischen dem Thema und einem internen Projekt unter dem Titel new ways of working („Neue Arbeitsweisen“) entwickelt und umgesetzt.

Zunächst haben wir Meinungen von Mitarbeiter:innen eingeholt mit dem Ziel, Einblicke in positive, aber auch herausfordernde Erfahrungen beim mobilen Arbeiten zu erhalten. Außerdem konnten die Mitarbeiter:innen auch Bedarfe äußern, was sie in Zukunft für sich benötigen, wenn es um das Thema mobiles Arbeiten geht. Diese Befragung unterstützte uns dabei, ein besseres Gefühl für die Belange der Mitarbeiter:innen zu entwickeln und Ideen zu finden, wie die eigene Unternehmenskultur weiterentwickelt werden kann.

Auf Grundlage der Ergebnisse wurden zwei Workshops (für Mitarbeitende mit und ohne Führungsfunktion) zum Thema Führung auf Distanz durchgeführt, die die Teilnehmenden dafür sensibilisieren sollten, eine offene Haltung einzunehmen, die Dreh- und Angelpunkt für den digitalen Wandel ist. Weiterhin ermöglichten die beiden Workshops, das Thema Führung auf Distanz aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und anzugehen. Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, über digitale Tools und auf Distanz ein Gefühl für die Belange der Mitarbeiter:innen zu entwickeln und diese dabei zu unterstützen, die eigene Selbstführung zu stärken. Aber auch die Mitarbeiter:innen sind gefordert. Sie müssen ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und Wünsche in Richtung ihres Teams und ihrer Führungskraft andressieren können. Die Ergebnisse beider Workshops wurden verglichen, um daraus mögliche Maßnahmen abzuleiten. 

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation hat uns wertvolle Impulse und den Blick von außen gegeben, sich dabei aber vollständig auf uns als DIN-Gruppe eingelassen. Es wurden viele Fragen gestellt, um unsere Unternehmenskultur und unseren Bedarf bestmöglich zu verstehen. Unsere Diskussionen sowie die Ergebnisse wurden sinnvoll strukturiert und aufbereitet. 

Welche konkreten Schritte folgen daraus für eure weitere Arbeit?

Die Workshops waren ein guter Einstieg, nun wollen wir die Arbeit fortsetzen. Vor allem mit viel Offenheit, Austausch und Feedback. Wir werden die Ergebnisse der Workshops im Nachgang intern kommunizieren, abgeleitete Handlungsempfehlungen umsetzen und beispielsweise mit Hilfe kollegialer Fallberatung über konkrete Schwierigkeiten, aber vor allem auch über Erfolge sprechen. Darüber hinaus ist ein regelmäßiger, übergreifender Erfahrungsaustausch geplant. Bei all dem gilt: Ausprobieren, lernen (dürfen) und kontinuierlich darüber sprechen.

Vielen Dank für das Interview!

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