Neue Unternehmenskultur: Generationenwechsel im Familienunternehmen

Die Digitalisierung ist im Straßenbau bereits standard.

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Die Digitalisierung ist im Straßenbau bereits standard.


5. September 2019 | Von Antonia Wagner

In den frühen 1940er Jahren gründete Pflastermeister Engelhard Walter in Trossingen seinen ersten Straßenbaubetrieb, dem seit 1991 Sohn Willy Walter als Komplementär und geschäftsführender Gesellschafter gemeinsam mit seiner Frau Margot vorsteht. Heute – rund 75 Jahre nach Gründung der Walter Straßenbau KG – wird erneut ein Generationenswech­sel eingeläutet und damit eine neue Unternehmenskultur. 

Tochter Sonja Walter wird die Führungsverantwortung über rund 140 Mitarbeiter am Standort Trossingen und weitere 50 Mitarbeiter in Etzdorf bei Dresden übernehmen und die Arbeiten in den Bereichen Straßen- und Tiefbau, Erd- und Deponiebau, Baugebietserschließung und Baustoffherstellung steuern. Damit entsteht auch eine neue Unternehmenskultur.

Die Veränderung

Dass die Organisation der Firma in Zukunft über eine komplett papier­lose Verwaltung funktioniert, ist für die Walters eine Selbstverständ­lichkeit und gehört zur neuen. Inzwischen nutze man digitale Technologien aber auch für die Baustellenvermessung und bilde den kompletten Prozess des Straßeneinbaus über elektronische Datenflüsse ab. „Das beginnt bei der Standortanalyse und den Geo-Daten, die wir für die Steuerung des Asphalteinbauprozesses benötigen, setzt sich in der Baustellen­logistik, Personal- und Fuhrparkplanung fort und endet bei der Koor­dination unserer Zulieferer, sagt Sonja Walter.“ Ausgestattet mit Smartphone und Tablet wüssten die Bauleiter jederzeit, wo sich welches Material oder Fahr­zeug befindet. Bei Verzögerungen können sich die Teams umgehend informieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Das erspare viel Ärger und jede Menge Zeit und Geld.

Der Weg zur Digitalisierung

Am Anfang seien alle davon über­zeugt gewesen, dass eine derart vernetzte Organisation niemals funktionieren würde, berichtet Walter. „Wir befürchteten, dass unsere Mitarbeiter/-innen so viel neue Technik nicht akzeptieren würden. Inzwischen wissen wir, dass neue Prozesse nur gemein­sam entwickelt und umgesetzt werden können.“

Die Unternehmenskultur

„Ganz gleich, welche Kosten-/Nutzenrechnungen wir anstellen, welche technischen Hilfsmittel wir für einsatz­fähig halten oder welche Abläufe wir auf Optimierungs­potenziale prüfen – am Ende entscheiden die Teams vor Ort, was geht und was nicht, sagt Sonja Walter.“ So zu verfahren, setze ein hohes Maß an Offenheit und gegenseitiger Akzeptanz voraus und sei angesichts der steigenden Komplexität der Aufgaben unverzichtbar. „Jeder bringt seine spezifi­schen Erfahrungen, Ideen und vielleicht auch Bedenken ein. Daraus lernen wir alle“.

Die Mitarbeiter

Wie eng die Belegschaft der Walter Stra­ßenbau KG miteinander kooperiert, zeigt sich schon auf der Website des Unter­nehmens, die maßgeblich von Sonja Wal­ter gestaltet wurde. „Durch meine Ausbil­dung zur Diplom-Bauingenieurin und den BBA-Abschluss (Bachelor of Business Administration) sowie durch Berufserfahrun­gen in anderen Firmen konnte ich sicher einige neue Gedanken und Ansätze in unser Familienunternehmen einbringen. Die Wertschätzung unserer Mitarbeiter war für uns allerdings schon immer der alles entscheidende Erfolgsfaktor“. Straßenbau sei ein handfestes, robustes Geschäft, in dem zum Teil auch ein rauer Ton herrsche. Dennoch wüssten alle die gemeinsamen Erfolge zu schätzen. „Das zeigen wir uns gegenseitig und tragen es in die Kommuni­kation mit Partnern und Kunden, sagt sie.“

Das Führungsverständnis

Als Mitglied des Familienbetriebes will Sonja Walter die Lebensleistungen von Großvater und Eltern erfolgreich in die Zukunft führen. Das empfinde sie einerseits als große Verant­wortung, erfülle sie aber auch mit viel Stolz und Mut zum Auf­bruch. In Fragen der Digitalisierung könne sie sich beispiels­weise gut vorstellen, die Baustellenfahrzeuge direkt mit den bei der Projektvorbereitung gesammelten Daten zu verknüp­fen, um die weiteren Prozessschritte künftig (teil-) automati­siert durchführen zu können. In der Zusammenarbeit mit den multinationalen Baustellen-Teams, die immer wieder Sprach­barrieren überbrücken müssten, seien technische Hilfsmittel zur Erleichterung der Verständigung für sie ein großer Zuge­winn. „Wir sind offen für Neuerungen und ich habe das große Glück, dass mir meine Eltern viel Freiraum geben, um neue Ideen auszutesten und umzusetzen. Durch unsere gut funk­tionierende Feedback-Kultur, können wir Knackpunkte und Schwierigkeiten in der Regel offen anzusprechen und gemein­sam nach Lösungen suchen. Das erleichtert uns vieles!“

Drei Tipps für Führungskräfte:

  • Neuerungen im Diskurs mit Mitarbeiter/-innen analysieren und Erfahrungswissen nutzen.
  • Generationenwechsel frühzeitig planen – Führungsverantwortung schrittweise abgeben.
  • Gemeinsam Erfolge feiern.

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