Strategieentwicklung mit dem Triple Diamond-Modell im Design Sprint

Bildquelle: Pixabay/startUpStock

Analyse, Strategie, Maßnahmen: alles in einer Woche? Der Triple Diamond als Design Sprint macht’s möglich.


28. Juli 2020 | Von Pia Sue Helferich, Thomas Pleil

Das Triple Diamond-Modell ist ein Modell der Strategieentwicklung und kann zum Beispiel in Form eines Design Sprints angewendet werden. Das von Jake Knapp bei Google Ventures entwickelte Konzept der Design Sprints verspricht, in fünf Tagen neue Ideen bzw. Produkte zu entwickeln und zu testen. Mit diesem Ansatz wurden bereits viele Produkte wie GMail, aber auch Geschäftsideen von hunderten Startups entwickelt. Neben der kurzen Phase eines solchen Sprints sind zwei weitere Faktoren typisch: Es wird ein heterogenes Team zusammengestellt, um unterschiedliche Erfahrungen und Sichtweisen einzubeziehen und um wichtige Entscheider an Bord zu haben. Der Ansatz des Testens ist das zweite Element. 

Im Design-Sprint werden während einer Arbeitswoche zu einer konkreten Fragestellung Lösungen erarbeitet.

In einer Woche zum Triple Diamond-Konzept

Damit die Strategiefindung erfolgreich ablaufen kann, ist eine detaillierte Vorbereitung und eine erfahrene Moderation notwendig. In der Sprint-Woche steht am ersten Tag die Analyse im Vordergrund. Für diesen und den nächsten Tag wird ein Team zusammengestellt, das nicht nur aus Kommunikationsexperten/-innen besteht, sondern in das auch andere Stakeholder aus dem Unternehmen einbezogen sind. Dazu gehören Personen, die Erfahrungen mit den wichtigsten Stakeholdern haben, aber auch Entscheider für Strategie, Finanzen sowie idealerweise Experten/-innen für Technik und Design. Insgesamt hat sich ein Team aus etwa sieben Personen bewährt. 

In allen Phasen spielen zwei Aspekte eine wichtige Rolle: 

  1. Die Zeit ist knapp; deshalb spielt ihre Begrenzung für jeden Arbeitsschritt eine wichtige Rolle (Time Boxing). 
  2. Klare Methodenentscheidungen6 durch die Moderation vermeiden Diskussionen und Gruppendynamiken und sorgen für den Einbezug möglichst aller Ideen und schneller Priorisierungen. 

5 Tage Design Sprint im Überblick:

Der Ablauf am ersten Tag: 

Das Team erarbeitet das in kurzer Zeit eine Beschreibung des Idealzustandes. Anschließend geht es um die fünf Analyseebenen. In der Denkweise des Design Sprints werden nun vom Team Informationen gesammelt. Dieser Prozess ist aufwändig, gerade wenn wenige Grundlagen vorhanden sind. Für den Fall empfehlen sich zwei Varianten: 

  1. Variante 1: Das Team wird in zwei Gruppen geteilt, die gleichzeitig an zwei Ebenen arbeiten. Auszunehmen ist die Ebene der Stakeholder, mit denen sich alle am Prozess Beteiligten beschäftigen sollten. 
  2. Variante 2: Grundlegende Recherchen sind bereits vor dem Workshop erfolgt und relevante Studien sind verfügbar. Entsprechend lassen sich Ebene für Ebene die Ergebnisse darstellen und vom Team um weitere Perspektiven ergänzen. Diese Variante ist sinnvoll, wenn für das Unternehmen noch nie oder schon lange keine Analyse mehr durchgeführt wurde. 

Sind die Informationen zu allen fünf Analyse-Ebenen zusammengetragen, werden die wichtigsten Ergebnisse strukturiert. Anschließend gehen die Teilnehmenden des Workshops in das Unternehmen und stellen jeweils ein bis zwei Kollegen/-innen die Ergebnisse vor. Die am Prozess nicht Beteiligten haben die Aufgabe, die Plausibilität der Ergebnisse zu hinterfragen, auf Lücken und ergänzendes Wissen zu verweisen. Nach diesem Test ergänzt das Team den Inhalt um die neuen Erkenntnisse. Abschließend werden die notwendigen Schritte für die Strategieentwicklung priorisiert. Mit Hilfe der Moderation lässt sich festlegen, welche Aufgabenpakete am kommenden Tag umgesetzt werden sollen. Beispielsweise könnte sich zeigen, dass zunächst ein Markenbildungsworkshop sinnvoll ist.  

Der Ablauf am zweiten Tag: 

An diesem Tag arbeitet im Idealfall das Team des Vortages weiter. Anschließend werden die für die Strategieentwicklung notwendigen Arbeitsschritte umgesetzt und Lösungen für die priorisierten Aufgaben erarbeitet. Auch hier eignen sich partizipative Methoden, klare zeitliche Vorgaben und methodisch gut abgesicherte Entscheidungsprozesse. Zwei weitere Empfehlungen: 

  1. Es sollte daran gedacht werden, den ggf. in der Analysephase entstandenen Ideenspeicher präsent zu halten. 
  2. Je nach Konstellation ist es möglich, dass sich die Entwicklung strategischer Ideen und deren Umsetzung (Taktik) nicht sinnvoll trennen lassen. Dies sollte durch die Moderation nicht unterbunden werden, sofern es im Rahmen der zeitlichen Vorgaben abläuft. 

Strategieentwicklung mit dem Tripple Diamond

Der Ablauf am dritten Tag: 

Am dritten Tag geht es darum, die wichtigsten strategischen Ergebnisse zu testen. Dazu gehören die Positionierung, die Kernbotschaften und vor allem die strategischen Leitideen. Für diesen Test kann eine Fokusgruppe herangezogen werden. Vertreten sein sollten externe Experten/-innen als Sparringspartner/-innen sowie Vertreter der durch die geplanten Maßnahmen anzusprechenden Stakeholder. Neben der Überprüfung der vorgelegten Ansätze können weiterführende Ideen abgefragt werden. Um nicht langwierig Audio- oder Videoaufnahmen transkribieren zu müssen, sind Prozessbeobachter/-innen hilfreich, die wichtige Aspekte aus der Diskussion auf Moderationskarten festhalten. Anschließend sortiert das Konzeptionsteam die Rückmeldungen aus der Diskussion und nutzt diese, um die getesteten Ideen zu verfeinern, ggf. zu revidieren und neue Ideen zu integrieren. Abschließend wird geklärt, ob eine Fokussierung auf wenige Ideen sinnvoll ist. 

Der Ablauf am vierten Tag: 

Ausgangspunkt sind die fokussierten und getesteten Ideen. Jetzt werden die konkrete Vorgehensweise bzw. die Taktik erarbeitet. Je nach Teamgröße kann in Kleingruppen parallel an unterschiedlichen Aufgaben gearbeitet werden. Um möglichst konkrete Ergebnisse zu erhalten, werden Wireframes bzw. Prototypen erstellt. Dabei kann es sich um Beispielbeiträge in unterschiedlichen Formatvarianten handeln, um Entwürfe von Landing Pages und Flyern oder den Redaktionsplan für einen Beispielmonat. 

Der Ablauf am fünften Tag: 

Der abschließende Tag dient dem Test der prototypisch entwickelten Lösungen. In Form von Einzelinterviews werden diese den Vertretern der Stakeholder vorgelegt und zudem mit Experten/-innen diskutiert. In der zweiten Hälfte des Tages werden die Rückmeldungen so genutzt, dass die getesteten Wireframes bzw. Prototypen weiter ausgearbeitet werden. Dies geht wieder einher mit einer Verdichtung und der finalen Entscheidung bei alternativen Varianten. Abschließend sollten Materialien vorliegen, die sich als Grundlage für die konkrete Umsetzung nutzen lassen. 

Eine abschließende Einordnung 

Im ersten Moment erscheint das Modell der Strategieentwicklung des Triple Diamonds komplex, gerade für Einsteiger/-innen. Es entfaltet vor allem dann seine Stärke, wenn es von Moderatoren/-innen eingesetzt wird, die es regelmäßig nutzen und so immer erfahrener werden. Wird es innerhalb eines Unternehmens immer wieder eingesetzt, kommt seine Modularität zum Tragen: Der hier vollständig beschriebene Prozess kann für neue Einzelaufgaben reduziert werden, so dass nur die wirklich notwendigen Arbeitsschritte durchgeführt und bereits vorhandene Elemente (z.B. Analyseelemente, Markenwerte, Botschaften o.ä.) integriert und in Erinnerung gerufen werden.  

Autoren/-innen: 

Pia Sue Helferich ist Professorin für Onlinekommunikation, insbesondere Organisationskommunikation an der Hochschule Darmstadt. Sie arbeitete in verschiedenen Projekten und Unternehmen zu den Themen Onlinekommunikation, Public Relations und Erwachsenenbildung, sowohl im privaten als auch öffentlichen Sektor. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit sind lebenslanges Lernen sowie digitale Transformation und Kommunikation im Mittelstand. Diese Themen bringen sie und Thomas Pleil auch in das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation ein. 

Kontakt: pia-sue.helferich@h-da.de 

Thomas Pleil ist Professor für Public Relations, insbesondere Online-PR, an der Hochschule Darmstadt und Sprecher Forschungszentrums Digitale Kommunikation und Medien-Innovation. Er hat den Studiengang Onlinekommunikation (B.Sc.) aufgebaut und zahlreiche Projekte zum Wissenstransfer – vor allem im Mittelstand – durchgeführt. Seine Themen sind v.a. Onlinekommunikation, digitale Transformation, Web Literacy und lebenslanges Lernen. Gemeinsam mit Pia Sue Helferich hat er das Steinbeis-Transferzentrum flux für Organisationsentwicklung, Kommunikation und lebenslanges Lernen gegründet. 

Kontakt: thomas.pleil@h-da.de 

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