Auf dem Weg zur digitalen Lehre

leerer Klassenraum

Bildquelle: Kompetenzzentrum Kommunikation


17. Mai 2021 | Von Kristina Bodrozic-Brnic, Nele Karsten

Umsetzungsprojekt

Die Corona-Krise hat in Bildungseinrichtungen vieles verändert. Inzwischen finden viele Angebote digital statt. Dafür braucht es digitale Lösungen und innovative Technologien. Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation hat gemeinsam mit dem Bildungszentrum für medizinische Heilhilfsberufe in Gera zukunftsfähige digitale Lehrformate entwickelt. Das Kernstück der Zusammenarbeit stützte sich auf die Erstellung eines förderfähigen Medienentwicklungsplans innerhalb des DigitalPakts Schule.

Übersicht des Projektstatus

  • Ausgangslage
  • Herausforderung
  • Ideen & Bedenken
  • Hilfe durch das Kompetenzzentrum
  • Lösungen
  • Ergebnis

AUSGANGSLAGE

Unter dem Dach des Bildungszentrums für medizinische Heilhilfsberufe Gera (BmH) befinden sich sieben staatlich anerkannte Berufsfachschulen und Fachschulen für medizinische und soziale Ausbildungsberufe. Das Zentrum ist praxisorientiert aufgestellt mit langjähriger Erfahrung in der Gesundheitsbranche. Das BmH sieht ihren Auftrag darin, eine professionelle und zukunftsorientierte Ausbildung auf hohem wissenschaftlichem Niveau anzubieten. Dazu gehört, digitale Lehre nicht nur in Krisenzeiten bereitzustellen, sondern Auszubildende für den künftigen Arbeitsmarkt in der Gesundheitsbranche optimal vorzubereiten. 

Für dieses Vorhaben wird das BmH vom Land Thüringen aus dem DigitalPakt Schule finanziell für 5 Jahre gefördert. Bund und Freistaat Thüringen unterstützen damit die Träger der staatlichen und freien Schulen vor Ort bei ihrem Einsatz zur verbessern die Vernetzung von Schulen bei der Ausstattung mit IT-Systemen.

HERAUSFORDERUNG

Eine wichtige Voraussetzung für die Förderung durch den DigitalPakt Schule ist das Vorliegen eines schulischen Medienkonzepts der betreffenden Bildungseinrichtung zur schlüssigen und nachhaltigen Einbindung und Nutzung der Informations- und Medientechnik in den Unterricht.  Das BmH in Gera hatte dabei bereits vor Zeiten der Corona-Krise in digitale Technologien investiert. Eine Fachleiterin erklärt: “Neue Lehrkräfte sind oft überrascht, wenn sie bei uns anfangen, wenn sie sehen, wie selbstverständlich schon digitale Anteile im Unterricht für uns sind.“ Trotzdem stellte die Corona-Pandemie auch das BmH vor gänzlich neue Situationen. Eine komplette Digitalisierung des Lehrplans war nicht geplant und didaktisch in der Kürze der Zeit eine Herausforderung. Die Schulleitung beschloss dennoch mutig durch die Veränderungsanforderungen zu schreiten und war bereit, Neues zu lernen.

Wir wollen verstehen, mit welchen Herausforderungen unsere Lehrkräfte in der digitalen Lehre konfrontiert sind und wie wir diese bestmöglich angehen können. Zudem sind wir dabei ein förderfähiges Medienkonzept zu erstellen, welches dabei helfen soll die nötige technische Infrastruktur und ein strategisches Vorgehen zu etablieren.“

Tobias Dietz, der Fachleiter für medizinische Berufe

Der Workshop „Medienentwicklungszirkel“, der vom Kompetenzzentrum geplant und mit dem Lehrpersonal und der Leitung des Bildungszentrums durchgeführt wurde, verdeutlichte, dass nicht nur eine nicht hinreichende technische Ausstattung große Herausforderungen mit sich bringt, sondern auch digitale Kompetenzen seitens der Lehrkräfte erworben werden müssen, um die technischen und digitalen Hilfsmittel souverän zu nutzen. Eine einwandfreie Internetverbindung herzustellen sei eine weitere Hürde für viele Lehrkräfte und auch Lernende. Es sei auch nicht leicht die Motivation und das Engagement der Auszubildenden über die Distanz aufrechtzuerhalten, wie mehrere Lehrkräfte aufführten. Trotz digitaler Tools fehle es hier noch an Interaktionsmöglichkeiten in den Lehrformaten. Die Begeisterung für das Fach sei zunächst schwerer herzustellen, als im Präsenzunterricht. Lernschwache Schüler/-innen verliere man zwischenzeitlich ganz.

IDEEN UND BEDENKEN

Interaktion, soziales Lernen in Gruppen und das Wahrnehmen von Stimmungen sind in der digitalen Lehre aktuell auf den ersten Blick nur eingeschränkt möglich. Deshalb besteht bei den Lehrkräften der Wunsch, diese Aspekte im Online-Unterricht zu arrangieren. Sie möchten Schüler/-innen auch dort stärker einbinden und diese dadurch mehr für ihr Fach begeistern. Dafür benötigen Sie Ideen für die Umsetzung und einen festen Ansprechpartner/-in mit entsprechendem Know-How über die adäquate Nutzung technischer Hilfsmittel und digitaler Lehrtools. Das Interesse an regelmäßigem Austausch über Tipps, Methoden und Gestaltungsideen innerhalb des Kollegiums wurde deutlich.

HILFE DURCH DAS KOMPETENZZENTRUM

Das BmH in Gera hatte Kontakt zum Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation aufgenommen, um ein nachhaltiges Medienkonzept (Medienentwicklungsplan) für den Förderantrag im Rahmen des DigitalPakts Schule zu entwickeln.  

In einem ersten Workshop mit dem eigens konzipierten Format „Medienentwicklungszirkel“ den das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation mit dem Lehrpersonal und der Leitung des Bildungszentrums durchführte, wurden zunächst Belange, Wünsche und Definitionen der Lehrenden herausgearbeitet. Auf dieser Grundlage wurde ein zukunftsorientierter und nachhaltiger Medienentwicklungsplan erstellt. 

Des weiteren wurden über das Kompetenzzentrum Kommunikation erste Schulungen zur verbesserten Nutzung digitaler Lehrtools mit den Lehrkräften des BmH organisiert. So wurde herausgearbeitet, wie digitaler Unterricht mit vorhandenen Mitteln souveräner gestaltet werden kann. 

LÖSUNGEN

„Eine externe Person, die einen anderen Blick auf unsere Bildungseinrichtung wirft, öffnete weitere Blickwinkel auf die Projektgestaltung und Möglichkeiten der Umsetzung.“

Tanja Schneider, Fachlehrerin am BmH

Das Workshopformat „Medienentwicklungszirkel“ fand online über ein Tool für Online-Besprechungen statt. Darin kamen die Lehrkräfte über Lösungen für den digitalen Unterricht ins Gespräch. Mit einem Digitalisierungs-Tabuspiel wurden die Workshopteilnehmer/-innen zunächst spielerisch an die Thematik herangeführt. Danach sollten diese auf einem digitalen Whiteboard Post-its zur Vollendung folgender Sätze beschriften:

  • Digitalisierung ist für mich …
  • Ein digitalisierter Klassenraum kann …
  • Ich möchte für meine Schüler/-innen … 
  • Privat machen mir diese Apps besonders viel Spaß: …
  • Meine Zukunft in der Digitalisierung ist …
  • Ohne das hier geht es für mich nicht: …
  • Ich wünsche mir …

Durch diesen Gefühle- und Gedankenkreisel bekam jede/r Teilnehmer/-in anonym eine Stimme und konnte den eigenen Gedanken freien Lauf lassen. Die Hemmschwelle für ehrliche Antworten ist so am niedrigsten. Die Teilnehmer/-innen öffneten sich in diesem Teil des Workshops und konnten so besser im zweiten Teil, dem Digitalisierungszirkel, konkrete Lösungen ausarbeiten. Dazu sollten alle Teilnehmer/-innen zunächst folgende Fragen für sich beantworten:

  • Zielsetzung: Was motiviert mich zur digitalen Lehre / Was bringt mir die Digitalisierung im Unterricht?
  • Status quo I: Was mache ich jetzt schon digital?
  • Status quo II: Was blockiert mich?
  • Wünsche: Was wünsche ich mir für den digitalen Teil des Unterrichts?

Für den zweiten Teil des Digitalisierungszirkels wurden drei Kleingruppen gebildet, welche sich nach Beantwortung der Leitfragen mit jeweils unterschiedlichen Lösungsansätzen beschäftigten. Diese drehten sich um folgende Fragen:

  1. Wie implementieren wir das technisch?
  2. Wie qualifizieren wir uns?
  3. Wie können Gruppenarbeiten im Klassenzimmer digitalisiert werden?

Im Anschluss kamen alle Teilnehmer/-innen wieder zusammen und stellten ihre Lösungsvorschläge kurz vor. Zum Schluss gab es noch eine Feedbackrunde, in der Jede/r weitere Gedanken zum Workshop mitteilen konnte. Im Medienentwicklungszirkel wurden somit viele erste Ideen zur Umsetzung der digitalen Lehre ausgearbeitet und im Zuge der Erstellung des Medienentwicklungsplans in konkrete Maßnahmen umgemünzt. Das Kompetenzzentrum Kommunikation stellte zudem verschiedene spezifische Tools für den digitalen Unterricht vor, um Hürden und Ängsten bei der Nutzung digitaler Tools abzubauen. 

 „Auch die Schulungen zu digitalen Tools in der Lehre gaben unseren Lehrkräften weitere Impulse und Hilfestellungen für den digitalen Unterricht. Insbesondere der Austausch untereinander und die Möglichkeit voneinander zu lernen, wird geschätzt und soll weiter ausgebaut werden.“ 

Tobias Dietz, der Fachleiter für medizinische Berufe

Im Medienentwicklungsplan des BmH sind deshalb auch regelmäßig intern und extern geführte Schulungen innerhalb der nächsten fünf Jahre vorgesehen, obwohl diese nicht vom Digitalpakt Schule gefördert werden. Weitere Details über die Erstellung und die Inhalte eines Medienentwicklungsplans finden Sie in folgendem Blogartikel: 

ERGEBNIS

Ein Medienentwicklungsplan kann die Grundlage für eine konsequente und transparente Umsetzung eines Medienkonzeptes in Bildungseinrichtungen schaffen. Er dient als eine Art Roadmap, welche der Bildungseinrichtung den Weg hin zum optimierten digitalen Unterricht aufzeigt, zu erreichende Meilensteine enthält und dabei alle relevanten Informationen bündelt.

Im Umsetzungsprojekt mit dem BmH ging es nicht mehr nur um die Grundsteine der digitalen Lehre. Längst wurde der Unterricht mit vorhandenen Mitteln in den virtuellen Raum verlegt und die Lehrenden haben den Anspruch, diesen stetig zu professionalisieren. Doch es zeigte sich, dass es dafür Zusammenhalt und einen Wissensaustausch im Arbeitskreis braucht und auch interne Vorreiter/-innen, die Verantwortung übernehmen, als auch Zeit in die geplanten Maßnahmen investieren. Ob ein Medienentwicklungsplan oder andere Digitalisierungsprojekte – sie lassen sich am besten im Team umsetzen.

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation zeigt am Beispiel des BmH, welche digitalen Möglichkeiten und Handlungsfelder Vertreter/-innen von Bildungsträgern haben und möchte dazu ermutigen, diese für sich zu erproben. Nutzen Sie hierfür Anregungen aus unseren Infomaterialien oder kommen Sie gerne auf uns zu.

Projektstatus

100 %

Do’s und Don’ts

  • Erstellung eines förderfähigen Medienkonzeptes in Rahmen des DigitalPakt Schule
  • Lehrkräfte aktiv mit in die Ideenentwicklung mit einbinden
  • Schulungen für Lehrkräfte zu Tools und Methoden für den digitalen Unterricht
  • Bildung eines Projektteams, welches die Entwicklung und die Umsetzung des Medienkonzeptes vorantreibt
  • Nutzung des Medienentwicklungsplans als Projektmanagement-Tool, welches alle Informationen bündelt und den Fahrplan in die digitale Lehre vorgibt
  • Austausch unter den Lehrkräften zum Thema digitale Lehre fördern und voneinander lernen
  • Alleingänge der Schulleitung oder des Projektteams
  • Keine einheitlichen digitalen Lehrtools
  • Eine abwartende Haltung einnehmen und auf Präsenzphasen hoffen

Weitere Lesetipps

Kontaktmöglichkeit

Nele Karsten

Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

mail_outline

+49 331 / 730404 - 304

SCHLAGWORTE

Passende Themen

Bildliche Darstellung Entwicklung Medienentwicklungsplan

Digitale Transformation

7-Schritte Plan für die digitale Lehre

Dieser 7-Schritte Plan soll privaten und staatlichen Bildungsträgern auf ihrem Weg hin zu medial gestütztem Lernerfolg als erprobtes Vorgehensmodell dienen. Weiterlesen