Wenn wir von digitalen Technologien sprechen, denken wir häufig als erstes an aufwendige IT-Lösungen und schwer verständliche Prozesse. Dabei ist die Frage nach der technischen Umsetzung eigentlich erst Schritt zwei. Schritt eins beginnt vorher: im Kopf der Mitarbeiter/-innen eines Unternehmens.
Bei Augmented und Mixed Reality geht es um die Erweiterung der Realität durch computergestützte Methoden. Die Rede ist häufig auch von immersiven Technologien, da die Technologien Menschen ins Geschehen „eintauchen“ lassen. In der Industrie werden immersive Anwendungen zum Beispiel in Service und Wartung, aber auch in Qualifizierungsprogrammen eingesetzt.
Wenn es um Digitalisierungsstrategien und die Einführungen neuer Technologien geht, sind Mitarbeiter/-innen, Kunden/-innen und auch Lieferanten/-innen von Anfang an aktiv in den Veränderungsprozess einzubeziehen. Dieser Meinung ist auch Juliane Damian vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation. Im Anschluss an unseren gemeinsamen Virtual-Reality-Austausch mit dem VR Business Club, am 13. Juli, berichtete sie von ihren Eindrücken.
Unser Virtual-Reality-Austausch mit dem VR Business Club: Dieses Mal im Gespräch Maren Courage, Juliane Damian und Wolfgang Stelzle.
Frau Damian, wie war es für Sie, heute an der Veranstaltung in „virtueller Realität“ teilzunehmen?
Eine gesamte Veranstaltung in der virtuellen Realität zu erleben, ist sehr spannend. Schon nach kurzer Zeit vergisst man, dass man sich gerade im Büro befindet und taucht vollständig in den virtuellen Veranstaltungsraum ein. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Online-Seminaren entsteht dadurch der Vorteil, dass sowohl Interaktion, als auch Kommunikation mit anderen Teilnehmern/-innen realer erscheinen. Natürlich sollte man sich langsam an diese Technologien herantasten, damit man sich an die virtuelle Realität gewöhnen kann und nicht reizüberflutet wird. Aber ich empfehle allen Interessierten, sich ein solches Format anzusehen und Virtual-Reality-Anwendungen hautnah auszuprobieren.
Welche Möglichkeiten bieten Augmented und Mixed Reality schon heute?
Immersive Technologien werden bereits heute vielfältig in Unternehmen eingesetzt. Mittlerweile gibt es diverse Softwarelösungen, die Unternehmen den Einsatz und die Nutzung digitaler Anwendungen auch ohne Vorkenntnisse erleichtern. Meistens sind die technischen Grundvoraussetzungen so gering, dass viele Applikationen auf allen möglichen Geräten unabhängig von dem Betriebssystem genutzt werden können.
Es ist wirklich erstaunlich, wie weit die technische Entwicklung in diesen Bereichen schon fortgeschritten ist. Beispielsweise werden Servicemitarbeitern/-innen bei der Wartung von Produktionsmaschinen via Augmented-Reality-Anwendungen neben wichtigen Grundinformationen auch zusätzliche 3D-Elemente, Textbausteine und dynamische Informationen, wie aktuelle Druckwerte und Temperaturen angezeigt. Neben diesen wichtigen Angaben erhalten Mitarbeitende bei einem möglichen Problem direkt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für das weitere Vorgehen. Und das Beste: Die Ausgabe der entsprechenden Daten erfolgt auf Basis bereits bestehender Daten des Unternehmens. Mithilfe einer künstlichen Intelligenz werden die vorhandenen Daten ausgewertet und für mögliche Lösungsansätze kombiniert.
Können Sie ein Beispiel geben, wie das in der Praxis aussieht?
Beispielsweise können Mitarbeitende der IT aus Berlin Servicemitarbeitende in Dubai anrufen und über eine Augmented-Reality-Anwendung genau erklären, welche Teile an einer Maschine ausgetauscht oder repariert werden müssen. Die verschiedenen Technologien und Softwaren, die eine nutzerfreundliche und einfache Handhabung der Anwendungen ermöglichen, sind schon sehr ausgereift. Außerdem werden vorhandene Daten effizient genutzt. Dadurch können bestehende Prozesse optimiert und die Mitarbeiter/-innen entlastet werden. Auch die Kommunikation zwischen Mitarbeitern/-innen und Kunden/-innen kann von Augmented- und Mixed-Reality-Anwendungen profitieren.
Welche Trends und Visionen zeichnen sich für die Zukunft innovativer Technologien ab?
Die Tendenz für zukünftige Anwendungsfelder immersiver Technologien geht stark in die Richtung der Vernetzung verschiedener Bereiche und die Prozessoptimierung in Unternehmen. Das Ziel dahinter: Kosten- und Zeitersparnis durch höhere Effizienz. Natürlich sollen digitale Technologien auch langfristig zu nachhaltiger wirtschaftlicher Stabilität in Unternehmen beitragen und die Erreichung der Unternehmensziele unterstützen; beispielsweise durch die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle und die Erschließung neuer Kundenzielgruppen.
Neben diesen Aspekten soll es auch eine stärkere Vernetzung und Kommunikation mit Kunden/-innen und Lieferanten/-innen geben. So sehen mögliche Zukunftsszenarien vor, dass bei technischen Problemen –beispielsweise bei der hauseigenen Waschmaschine- der/die Nutzer/-in selbst das Problem identifizieren und beheben kann. Der/die Kunde/-in kann dann vielleicht von zu Hause via AR-Brille das eigene Gerät prüfen; daraufhin werden sowohl die Fehlerquelle, als auch eine Anleitung zur Lösung des Problems angegeben. Falls das nicht ausreicht, kann der/die Kunde/-in ebenfalls direkt mit einem/einer Servicemitarbeiter/-in kommunizieren, um bei der Problemlösung unterstützt zu werden. Diese Ansätze von Smart-Home oder Connected-Home sollen perspektivisch weiter ausgebaut werden.
Woher weiß ein Unternehmen, welche digitalen Tools sich für seine speziellen Anforderungen eignen?
Viel hilft nicht immer viel! Das heißt, nicht alle Anwendungen eignen sich für das Geschäftsmodell von jedem Unternehmen. Bei der Auswahl der richtigen technologischen Anwendungen spielen ganz individuelle Faktoren und Anforderungen, wie der digitale Reifegrad eines Unternehmens, aber auch die Prozess- und Unternehmensstruktur eine erhebliche Rolle. Eine Ist-Analyse der vorhandenen Strukturen und technologischer Anwendungen ist daher wichtig. Oftmals gibt es nämlich bereits Anknüpfungspunkte und Schnittstellen zu Software und Hardware im Unternehmen.
Vielen Dank, Frau Damian, für Ihre Einschätzung.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Wir bieten Ihnen in den kommenden Wochen weitere spannende Austauschformate im virtuellen Raum, zu denen wir Sie herzlich einladen! Sie haben außerdem jederzeit die Möglichkeit, das „Change Experience Lab“ des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Kommunikation in Potsdam oder Berlin zu nutzen. Die Ausstattung beinhaltet verschiedene Augmented- und Virtual-Reality-Brillen mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten.
Unsere Projektmitarbeiter/-innen informieren Sie gerne über die technischen Anwendungen und demonstrieren Ihnen mögliche Einsatzfelder. Wenden Sie sich hierzu einfach an: antonia.wagner@businessschool-berlin.de