Nachhaltige digitale Geschäftsmodelle rund um die Biene

Ein Imker hält eine Bienenwabe in der Hand.

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Ein Imker hält eine Bienenwabe in der Hand. (Foto:Pixabay/5239640)


10. November 2020 | Von Svenja Dittmann

In Deutschland leben über 300 Bienenarten. Viele von ihnen sind, unter anderem wegen des Klimawandels, vom Aussterben bedroht. Diese Entwicklung kann dramatische Konsequenzen für unser Ökosystem haben, denn der Fortbestand von knapp 80 Prozent der hiesigen Nutz- und Wildpflanzen ist auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Das bedeutet, dass wir fast jeden Bissen, den wir zu uns nehmen, den Bienen verdanken. Sie sind elementar für unsere Lebensmittelvielfalt und -versorgung. In ihrer Rolle der Bestäuber sind sie unverzichtbar für das Funktionieren des Ökosystems.

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung in der Bevölkerung wächst zunehmend. Viele Menschen sind auf der Suche nach alternativen, nachhaltigen Konsummöglichkeiten. Auch das Image von Imkerei und Honig wandelt sich durch das wachsende Umweltbewusstsein in der Bevölkerung, denn im Bienensterben spiegelt sich gewissermaßen der Zustand der Umwelt. Einige Start-Up Unternehmer/-innen entwickeln innovative Lösungen, die eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben und dazu auf die Bedürfnisse von Produzent/-innen und Konsument/-innen eingehen. Zwei dieser Start-Ups, die die Biene ins Zentrum ihres Geschäftsmodells stellen, wollen wir Ihnen hier vorstellen.

Plattformbasierter Bienenverleih

Das Hamburger Start-Up beesharing hat mit den Möglichkeiten der Digitalisierung eine Idee entwickelt, um Bestäubung nachhaltig zu gestalten: Eine digitale Plattform, die die Vernetzung von Imker/-innen und Landwirt/-innen ermöglicht, um Bienen genau dort einzusetzen, wo Bestäubung notwendig ist. Für Landwirt/-innen bedeutet das höhere Erträge, denn sie können den Bestäubungsmangel durch die gemieteten Bienenvölker ausgleichen. Imker/-innen eröffnet sich so ein neuer Vertriebsweg und sie können ihre Bienenstöcke vergrößern.

Im Stil sozialer Netzwerke können Bienenzüchter/-innen sich auf der Plattform ein Profil erstellen und ihre Bienenvölker Landwirt/-innen in der Umgebung anbieten. Landwirt/-innen mit Bestäubungsbedarf durchsuchen die Plattform nach passenden Bestäubungsangeboten. Beesharing stellt Standardverträge für die Bestäubungsleistung zu Verfügung und gibt Preisempfehlungen. Außerdem übernimmt das Start-Up den Logistikservice und sorgt für eine sichere Überführung der Bienen. Für Imker/-innen und Landwirt/-innen bleibt der Aufwand somit gering.

Nach dem Launch von beesharing hat das Start-Up sein digitales Angebot um eine Plattform für die spezifischen Bedürfnisse der Landwirt/-innen erweitert. Hier haben Sie die Möglichkeit, ihren individuellen Bestäubungsbedarf unter Angabe von Faktoren wie Fläche, Pflanzenart zu kalkulieren. So lässt sich die optimale Mischung aus Honigbienen, Mauerbienen und Hummeln ermitteln. Auch der zu erwartende Mehrertrag wird so errechnet. „Eine professionelle Bestäubungsplanung ist damit für landwirtschaftliche Betriebe nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll“, so Otmar Trenk, Gründer von beesharing.

Start-Up unterstützt lokale Imker/-innen

Das Start-Up nearbees aus München unterstützt mit seinem Plattform-Modell vor allem lokale Imker/-innen. Diese können auf der Online-Plattform ihren Honig anbieten und verkaufen, ohne sich um Verpackung und Logistik kümmern zu müssen. Nearbees stellt ökologisch produzierte Beutel zur Verfügung, die der/die Imker/-in zum Versand des Honigs verwendet. Diese gelangen einfach per Briefpost zum/zur Kund/-in. Das ist weitaus ressourcenschonender als der Vertrieb des Honigs in Gläsern, denn der CO2- Ausstoß bei der Herstellung von Glas ist enorm.

Honigliebhaber/-innen, denen der Konsum regionaler Produkte ein Anliegen ist, können sich per Eingabe ihrer Postleitzahl Imker/-innen in der Umgebung vorschlagen lassen. Filteroptionen nach Sorte und Konsistenz des Honigs stehen ihnen dabei auch zur Verfügung. Wie in einem Onlineshop kann der Honig dann per Mausklick bestellt werden und findet sich innerhalb kurzer Zeit im Briefkasten. Der Honig aus dem Nachfüllbeutel muss dann lediglich in ein vorhandenes Behältnis umgefüllt werden. Durch die größere Reichweite über den Onlinevertrieb und die Erschließung eines neuen Kund/-innenkreises steigern Imker/-innen ihren Absatz, was ihnen im besten Fall erlaubt, ihre Bienenvölker zu vergrößern.

Schritte zu mehr Nachhaltigkeit

Während nearbees mit seiner Plattform dafür sorgt, mehr Nähe zwischen Konsument/-innen und Produzent/-innen herzustellen und beesharing Imker/-innen und Landwirtschaft zusammen bringt, leisten beide Start-Ups mit ihren Geschäftsmodellen wichtige Beiträge auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung. Zusätzlich fördern sie die Wirtschaftlichkeit von Imkerei und Landwirtschaft. Das Team von beesharing arbeitet kontinuierlich an seiner Plattform und hat bereits Ideen für weitere digitale Lösungen, die den Nutzer/-innen bald zur Verfügung stehen sollen entwickelt. Zum Beispiel sollen Landwirt/-innen demnächst auf ein e-Learning Angebot zugreifen können, das unter anderem Anleitungen zum Umgang mit Bestäubern und zur Eigenzucht von Mauerbienen bietet. Auch nearbees ist beständig dabei, sein Netzwerk an Imker/-innen und Kund/-innen zu erweitern, um regionalen Konsum zu vereinfachen.

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