Nachhaltige Digitalisierung – Wie geht das für KMU?

Liebe Leser/-innen, regelmäßig halten wir Ausschau nach informativem Lesestoff und Neuigkeiten. In unserer Auswahl wollen wir Sie auf digitale Themen hinweisen, die wir besonders spannend finden. Diese Ausgabe der Digitalen Lesezeit bietet einen Einblick in Erkenntnisse rund um das Thema „Digitale Nachhaltigkeit“, die wir aus dem Barcamp Nachhaltigkeit & Digitalisierung vom 06.05.2021 mitgenommen haben. 

Upcycling, Greenwashing, Digital Leadership –Welche Chancen und Herausforderungen begegnen einem Unternehmen, wenn es sich mit dem Thema der digitalen Nachhaltigkeit auseinandersetzt? Konkrete Beispiele, Erfahrungsaustausch und Ansätze von Lösungsideen standen im Mittelpunkt des Barcamps „Nachhaltigkeit & Digitalisierung“. Mit rund 70 Teilnehmenden entstanden  12 Sessions in denen frei über neue Entwicklungen zur  digitalen Nachhaltigkeit diskutiert wurde. 

Was ist ein Barcamp? Weitere Informationen zum Veranstaltungsformat „Barcamp“ finden Sie hier.

Der Sessionplan des Barcamps „Nachhaltigkeit & Digitalisierung“

Was bedeutet Nachhaltige Digitalisierung für den Mittelstand?

Unternehmen nachhaltig zu digitalisieren bietet viele Potenziale ist allerdings zugleich eine große Herausforderung. Die Nachhaltigkeitsziele der europäischen Kommission (Agenda 2030) zu erreichen braucht eine klare Strategie, die auch nach außen kommuniziert werden muss.

Agenda 2030: Alle Rechenzentren und die Telekommunikation müssen bis 2030 klimaneutral sein und einen Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien setzen.

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) hatte dazu eine Empfehlung veröffentlicht, wie Nachhaltigkeit den Rahmen für die Digitalisierung setzen kann. 

Im Mix mit der Digitalisierung der Arbeitswelt ergeben sich vielschichtige Möglichkeiten und Synergien Nachhaltigkeit neu zu denken und ganzheitlich zu betrachten: Ökologisch, ökonomisch und sozial. Dabei heißt digital nicht automatisch nachhaltig, denn auch Server brauchen Strom und die Herstellung eines Laptops verbraucht globale Ressourcen.

In der Praxis ist gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) eine Bewusstseinslücke festzustellen: Viele Unternehmen wirtschaften bereits nachhaltig, kommunizieren jedoch nicht nach außen. Vor allem lokale Familienbetriebe tun sich noch schwer, neue Rahmenbedingungen an gewohnte interne Prozesse und Dienstleistungen anzupassen. Dies liegt oft daran, dass es den Unternehmen an grundlegenden Informationen fehlt:

  • Was ist nachhaltige Digitalisierung?
  • Ist Nachhaltigkeit ein Muss?
  • Wie lässt sich dies kostengünstig umsetzen?

Infos und Tipps: Hier geht es zum Video „Nachhaltige Digitalisierung“ vom Kompetenzzentrum „Gemeinsam Digital“ 

Wann ist ein Unternehmen nachhaltig digital?

Ohne feste verpflichtende Richtlinien, Regelwerke und Kontrollinstanzen liegt es in der Verantwortung der Unternehmen selbst, Nachhaltigkeit für sich zu definieren, individuelle Maßnahmen zu finden und in die digitalen Arbeitsprozessen zu integrieren. 

Beispiele aus der Praxis zeigen, dass eine Selbstbewertung hilft, innovative und nachhalige Lösungen zu finden. Dies gilt nicht nur für ökonomische und ökologische Ziele. Zur Nachhaltigkeit in Unternehmen gehört auch ein gute Personalführung (soziale Nachaltigkeit). Nachhaltige Führung bedeutet, Mitarbeitende für die Unternehemensziele zu gewinnen und zu motivieren. So kann Nachhaltigkeit auch abteilungsübergreifend als Unternehmensziel gelebt werden.

Eine nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens kann dabei über eine Digitalisierung der Wirtschaftszweige und Kommunikationswege unterstützt werden. Schlüsselfaktoren sind unter anderem:

Verliert Nachhaltigkeit an Vertrauen?

Kleine und mittlere Unternehmen stellen sich bei der nachhaltigen Transformation zweierlei Perspektiven: Zum einen müssen sie neue Rahmenbedingungen schaffen, die den Wandel der Arbeitswelt gerecht werden sowie Natur und Ressourcen schützen. Zum anderen müssen sie auf Wünsche und Foderungen der Menschen eingehen. Lippenbekenntnisse reichen nicht. Die Erwartungen müssen tatsächlich erfüllt werden. In diesem Zusammenhang wird von Greenwashing gsprochen: Hierbei handelt es sich um die bewusste Täuschung der Kundschaft durch eine falsche, möglichst ökologisch und grün wirkende, Darstellung des Unternehmens, um Kapital zu schlagen. 

Die Digitalisierung scheint dabei einen zusätzlichen negativen Einfluss zu haben: Aus der Diskussion in der Session „Contentstrategie und Greenwashing“ lässt sich herausnehmen, dass der Überfluss an Informationen im Internet wenig Transparenz schafft. Durch die Menge an Lesestoff und Kampagnen sinkt zudem die Zeit und Bereitschaft der Kundschaft, sich in der Tiefe zu Informieren und Unternehmen zu evaluieren. Viele Nachhaltigkeitsberichte werden daher nicht/wenig hinterfragt und es kommt zu Greenwashing Skandalen. 

Wege digitale Nachhaltigkeit umzusetzen

Wie kann sich KMU in Richtung einer digitalen Nachhaltigkeit entwickeln? Wir haben uns aus dem Barcamps „Nachhaltigkeit & Digitalisierung“ folgende drei Möglichkeiten und Chancen mitgenommen:

  1. Start-up-Unternehmen sind bei der Digitalisierung oftmals Impulsgeber für den Mittelstand. Sie können in der Zusammenarbeit kleinen und mittleren Unternehmen helfen, indem sie Strukturen der nachhaltigen Digitalisierung vorleben. Laut einer Studie der Deutschen Gründer- und Innovationsszene 2020, empfinden 40 Prozent der Start-ups und nur 22 Prozent der KMUs Nachhaltigkeit als wichtig. Die Zusammenarbeit mit Start-ups hat für 70 Prozent der KMUs einen positiven Effekt auf die Punkte „neue Systeme, Prozesse und Software“. Sogar 79 Prozent der KMUs stellen eine positive Auswirkung der Zusammenarbeit auf den Knowhow-Ausbau der Mitarbeiter/-innen fest.
  2. Aufbau nachhaltiger Netzwerke: Kleine und mittlere Unternehmen tun sich oft schwer nachhaltige Netzwerke und Zusammenarbeiten einzugehen.. Die Bereitschaft sich mit anderen Unternehmen zusammenzuschließen, um grüne Wertstoffketten zu bilden, ist eher gering. Dabei bietet die Zusammenarbeit mit Partnern Chancen Kosten und zeitliche Aufwände zu reduzieren. Die Studie „Nachhaltigkeit in Klein- und mittelständischen Unternehmen der EUREGIO“ zeigte, dass es im Mittelstand noch sehr wenige Kooperationen gibt, die speziell zum Thema Nachhaltigkeit entstanden sind.
  3. Umdenken im Führungsmanagement: Für eine nachhaltige Digitalisierung der Unternehmen ist ein Umdenken im Führungsmanagement unumgänglich. Die Herausforderung ist, die Werte des Unternehmens in einem allgegenwärtigen Leitbild, in diesem Kontext: einer nachhaltigen Vision, zusammenzuführen. Bei der Umsetzung hilft  eine flache Team-Kultur, die Mitarbeiter/-innen zur Teilnahme an den gemeinsamen Nachhaltigkeitszielen animiert. Freiwillige Weiterbildungen und Möglichkeiten sich selbst einzubringen, können dafür sorgen, dass die Mitarbeitenden selbst Interesse an nachhaltigen Themen entwickeln und diese aktiv leben.

Wir bedanken uns für die aktive Teilnahme und den regen Austausch beim  Barcamp „Nachhaltigkeit & Digitalisierung“. Es hat uns wirklich viel Freude bereitet!

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