Digitale Plattformen als Brücken des Vertrauens

Kund/-innen und Geschäftspartner/-innen eine Plattform bieten: das Potenzial für KMU.

Digitale Plattformen begegnen uns mittlerweile in fast allen Bereichen des Alltags. Sie sind so selbstverständlich für uns geworden, dass wir uns gar nicht immer bewusst sind darüber, wann wir über Plattformen interagieren. Doch tun wir dies bereits, wenn wir unser Essen über lieferando.de bestellen, den nächsten Wochenendtrip bei booking.com buchen oder Bücher bei amazon.com ordern. Plattformen bringen Marktteilnehmer/-innen zusammen. Sie stellen eine Schnittstelle dar, über die der Austausch von Daten, Dienstleistungen oder Produkten vermittelt wird. Aber nicht nur zwischen Unternehmen und Kund/-innen, sondern auch zwischen Unternehmen gewinnen Plattformen rapide an Bedeutung. Sie spielen eine Schlüsselrolle in der digitalen Transformation. Neben der Optimierung von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen können durch die Partizipation an digitalen Plattformen auch innovative Geschäftsmodelle entstehen.

Plattformgeneriertes Vertrauen?

Das Arbeiten mit digitalen Plattformen kann den Wirtschaftsfaktor Vertrauen positiv beeinflussen. Transaktionen oder Kooperationen zwischen Unternehmen kommen in der Regel  zustande, wenn zwischen den kooperierenden Akteur/-innen ein Vertrauensverhältnis besteht. Dieses aufzubauen erfordert Zeit und Ressourcen. Plattformen verkürzen den Prozess der Vertrauensbildung, indem sie eine sichere Geschäftsumgebung zur Verfügung stellen und so nicht nur als Informations-, sondern auch als Vertrauensintermediäre fungieren. Das vereinfacht Kooperationen und Transaktionen. Außerdem kommen sie dadurch mit höherer Wahrscheinlichkeit zustande.

Digitale Plattformen für KMU

Plattformen, die zwischen zwei oder mehreren Unternehmen vermitteln, werden als B2B (Business-to-Business) Plattformen bezeichnet. Diese sind von den B2C (Business-to-Customer) Plattformen zu unterscheiden, die wiederum auf die Beziehung zwischen Unternehmen und Kund/-innen bezogen sind. Laut einer aktuellen Studie des Branchenverbandes bitkom betrachten branchenübergreifend 45% der Befragten Plattformen als Chance für ihr eigenes Unternehmen. Jedes dritte Unternehmen in Deutschland investiert bereits in Plattformen. Vor allem Großunternehmen betreiben bereits selbst Plattformen oder partizipieren an Plattformen anderer Anbieter. Aber auch KMU erkennen zunehmend die Vorteile von B2B Plattformen in der Zusammenarbeit und entdecken neue Möglichkeiten die damit verbunden sind für sich.

Beschaffungsplattform in der Industrie

Das B2B- Start- up Laserhub GmbH betreibt eine Beschaffungsplattform für Unternehmen aus der blechbearbeitenden Industrie, die Transaktionen zwischen Betrieben ermöglicht. Die Idee basiert auf der Beobachtung, dass Unternehmen der Branche oft teure Maschinen zur Blechbearbeitung anschaffen, diese dann aber nicht permanent voll auslasten können. Die Plattform vereinfacht und beschleunigt den Prozess der Blechbeschaffung und des Auftragsmanagements. Der smarte Algorithmus verknüpft dem Auftrag  die individuellen Wünsche der Kunden mit den Ressourcen der Produzenten aus dem Laserhub-Netzwerk. Dadurch sinken für die Beschaffer sowohl die Prozess- als auch die Teilekosten. Zusätzlich wird die Bestell- und Abwicklungsdauer reduziert. Der Vorteil für die Produzenten liegt in der Ausnutzung freier Fertigungsressourcen.

Vertrauensvorteil durch plattformbasierte Zusammenarbeit

Die entscheidende Rolle, die Laserhub dabei übernimmt, ist die des Vertragspartners für alle an der Transaktion beteiligten Parteien. Der Plattformbetreiber ist verantwortlich für den gesamten Prozess: von der automatischen Angebotserstellung über Auftragserteilung, Umsetzung, Logistik bis hin zur Abrechnung. Die Plattform bringt Marktteilnehmer/-innen ohne Umwege zusammen. Es bedarf keiner individuellen vertraglichen Aushandlungen zwischen  Akteuren, da die Plattform bereits das rechtliche Regelwerk festlegt, auf dass sich alle Akteure die daran partizipieren verpflichten.

Logistikplattformen beschleunigen die Wertschöpfung

Eine weitere Form der B2B Plattform stellen Logistikplattformen dar. Auch hier bildet die Plattform das führende Element und sorgt nach vordefinierten Regeln für den Ablauf der Wertschöpfungsprozesse. Die Prozesse lassen sich  nach  Kriterien, wie Kosten, Verfügbarkeit oder Ressourceneffizienz optimieren. Hier verbinden sich alle Akteure einer Wertschöpfungskette miteinander. Dies ermöglicht effizientere Logistikprozesse zwischen Spediteuren, Versendern und Empfängern von Waren. Nach diesem Prinzip funktioniert beispielsweise die Plattform PULP.

Sie ermöglicht es, die Transportwege einer Ware dokumentarisch zu begleiten. Dadurch haben die einzelnen Akteure der Logistikkette einen dauerhaften Überblick über Zustand und Aufenthaltsort der Lieferung. Neben der Beschleunigung der Ein- und Auslagerungsvorgänge ermöglicht dies allen Beteiligten eine vorausschauende Planung von Ressourcen.

Hier wird das Vertrauen dadurch gestützt, dass den einzelnen Gliedern der Wertschöpfungskette stets die Echtzeitinformationen über einzelne Lieferschritte zugänglich sind. Das sorgt für Transparenz und trägt dazu bei, dass auch kurzfristig Kooperationen eingegangen werden können. Vor allem auch dann, wenn das Vertrauen seitens der Kooperationspartner noch nicht durch vorherige Zusammenarbeit oder Verhandlungen bewiesen werden konnte.

Der Schritt in die Welt der Plattformökonomie lohnt sich

KMU können also in besonderem Maße von digitalen Plattformen profitieren. Gerade dann, wenn sie bislang kein etabliertes Netzwerk von Geschäftspartnern vorweisen können, kann die Beteiligung an Plattformen neue Wege in den Markt ebnen. Über branchenspezifische Transaktionsplattformen etwa erreichen Unternehmen über wenige Klicks viele potenzielle Geschäftspartner. Das sogar  ohne die virtuelle Welt zu verlassen. Langwierige Maßnahmen zur Vertrauensbildung, bevor die Transaktion überhaupt stattfindet, werden vom Plattformbetreiber ersetzt. Die Verlässlichkeit untereinander ist digital gestützt.

Links

In diesem Infoblatt berichtet das Kompetenzzentrum Handel über Chancen und Möglichkeiten digitaler Plattformen für Unternehmen im B2C Bereich.

In dieser Ausgabe des Mittelstand- Digital Magazins finden Sie den Beitrag ‚Plattformökonomie für den Mittelstand – von den Großen lernen, Vertrauen aufbauen, den Einstieg wagen‘ (S.- 5-12).

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