Tipps für den Umgang mit Spannungen in Kooperationen

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23. August 2021 | Von Carolin Enke

Kleine Unstimmigkeiten sind oft unvermeidbar, wenn verschiedene Perspektiven und Interessen aufeinandertreffen. In Kooperationen oder Netzwerken gibt es daher verschiedenste Spannungsfelder, die dabei zu berücksichtigen sind. Diese gilt es im individuellen Fall vorab zu identifizieren. Insbesondere der Umgang mit wettbewerblichen Interessenskonflikten oder die richtige Balance zwischen Vertrauen und Kontrolle sind Spannungsfelder, die sich durch ein entsprechendes Netzwerkmanagement regulieren lassen. Das Netzwerkmanagement unterstützt die gemeinsame Entwicklung und steuert Interessenskonflikte und Spannungsfelder in der Zusammenarbeit. Es kann durch mehrere Unternehmen dezentral wahrgenommen werden oder lässt sich durch die Gründung einer zentralen Instanz ausüben. Wir geben Ihnen hier einige Tipps an die Hand, die Sie bei einer möglichst konfliktfreien Gestaltung Ihrer Arbeit in Kooperationen oder Netzwerken unterstützen können.

Spannungsfeld Kooperation und Wettbewerb

Im Rahmen von Kooperationen bestehen gegenseitige Abhängigkeiten. Diese können dazu führen, dass Entwicklungs- und Innovationsprozesse gehemmt sind und starre Strukturen entstehen. Wettbewerb entsteht automatisch, da jeder Kooperations- oder Netzwerkpartner neben gemeinsamen immer auch die eigenen Interessen im Blick hat. Gleichzeitig ist Wettbewerb ein notwendiger Treiber von Fortschritt in Kooperationen. Eine Kooperation, die Wettbewerb zulässt, ist fähig sich weiterzuentwickeln und Innovationen voranzubringen. Das Netzwerkmanagement steht dabei vor der Herausforderung, das richtige Maß zwischen Kooperation und Wettbewerb zu finden. Denn zu viel Kooperation nimmt die Möglichkeit, auf dynamische Veränderungen reagieren zu können und zu viel Konkurrenz zerstört die Entwicklung des kollektiven Denkens und den Drang zu kooperieren.

Tipps für die Praxis

  1. Eine regelmäßige Reflektion in Form von Austauschrunden unterstützt das frühzeitige Erkennen von Herausforderungen in der Zusammenarbeit. Darüber hinaus wird eine kritische Auseinandersetzung von Zielen ermöglicht und die Grundlage für eine gemeinsame Entwicklung von Lösungen gelegt.
  2. Die Durchführung von Markttests trägt maßgeblich zum Wettbewerb bei. Hierbei werden kooperierende Unternehmen in den Vergleich gesetzt und die Leistungsfähigkeit hinsichtlich bestimmter Bewertungskriterien geprüft. 
  3. Weiterhin stellen auch vertragliche Vereinbarungen über die Zusammenarbeit eine Möglichkeit dar, den Interessensausgleich zwischen den Unternehmen zu gewährleisten. Hierbei ist zu beachten, dass feste Regelungen die Intensität des Wettbewerbs beeinflussen und damit auch die Möglichkeit genommen wird, sich den ökonomischen Veränderungen anzupassen.

Spannungsfeld Vertrauen und Kontrolle

Wechselseitiges Vertrauen ist die Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Die Voraussetzung dafür ist, sich einander zu öffnen. Dies führt jedoch dazu, sich verwundbar zu machen. Vertrauen gilt es kulturell im Netzwerk zu verankern. Es sollte nicht nur von einzelnen Personen abhängig sein. Das Endergebnis ist schließlich ein Produkt, das durch alle Beteiligte entsteht. Vertrauen entsteht durch Zusammenarbeit und ist am Anfang nicht nachprüfbar. Der Aufbau von Vertrauen stützt sich auf Erfahrungswerte, wie etwa die gemeinsame Bewältigung von Herausforderungen oder das Einhalten von Deadlines. Auf der anderen Seite hat Kontrolle die Funktion sicherzustellen, Vereinbartes zu erbringen. Die Ausübung von Kontrolle im Übermaß wiederum, kann die Entwicklung von Vertrauen negativ beeinflussen und auch zerstören.

Tipps für die Praxis

  1. Damit sich eine vertrauensvolle Partnerschaft und Kommunikation entwickeln können, bedarf es vor allem am Anfang ein Maß an Kontrolle in Form von bindenden Regeln, Verträgen und regelmäßigem Austausch. Mit Hilfe dieser Kontrolle entsteht Sicherheit für alle Beteiligten und es wird Einfluss auf die Erbringung von vereinbarten Leistungen genommen.
  2. Ein Bewusstsein für die Herausforderungen des Vertrauens und die damit verbundenen Handlungen für den Vertrauensnehmer und -geber schaffen eine Grundlage für den Vertrauensaufbau. Hierbei sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
    • Eine Anerkennung von Verwundbarkeit und Ungewissheit der Beteiligten, durch die Etablierung einer Normalität von unberechenbaren Risiken.
    • Eine Sensibilisierung für das Erbringen einer einseitigen Vorleistung, durch welches Vertrauen von der anderen Seite honoriert wird.
    • Eine Etablierung von Strukturen, in Form von Regeln zur Sanktionierung und zur Reduzierung von fehlendem, kooperativen Verhalten. Bei dieser Angelegenheit ist es wichtig, dass nicht versucht wird, jede Verwundbarkeit oder Ungewissheit zu beseitigen, sondern stattdessen im Umgang mit auftretenden Ängsten entsprechend Raum und Akzeptanz zu schaffen.
  3. Eine Etablierung von Anreizsystemen kann die Motivation zur Leistungserbringung und damit auch das Vertrauen in die Zusammenarbeit positiv beeinflussen. Indem alle Beteiligte einen Anteil am Gewinn erhalten, der nur bei Erbringung der Endleistung ausgezahlt wird, können beispielsweise unerwünschte Verhaltensweisen klein gehalten und die Arbeit qualitativ beeinflusst werden.

Praktische Umsetzung von Maßnahmen zur Regulierung von Spannungen

Bevor man sich in die Zusammenarbeit stürzt, sollten Gespräche und ein intensives Vorscreening hinsichtlich möglicher Partner vorgenommen werden. Beispielsweise durch die Durchführung einer Bedarfsanalyse mit Hilfe der Persona-Methode, Gesprächsleitfäden zur Klärung relevanter Fragen oder einer Kultur- und Werteanalyse, lassen sich Anforderungen an potenzielle Partner identifizieren. Sind entsprechende Partner gefunden, heißt es, gemeinsam kurzfristige Ziele zu erarbeiten und Messkriterien heranzuziehen, welche ein wichtiges Kontrollinstrument darstellen und die Motivation der Leistungserbringung fördern. Dies lässt sich etwa durch eine visuelle Überwachung und digitale Tools umsetzen, die Transparenz in der Zusammenarbeit schaffen und Zielabweichungen schnell sichtbar machen.

Wichtig ist es, sich darüber im Klaren zu sein, dass nahezu jede Zusammenarbeit konfliktreiche Phasen durchläuft. Eine konstruktive Auseinandersetzung mit Konflikten bedarf Zeit, die keinen wirtschaftlichen Ertrag bringt! Eine gemeinsame Bewältigung von Herausforderungen fördert jedoch den Aufbau von Vertrauen, der hingegen auch langfristig gemeinsamen Erfolg sichert. Das Erfolgsrezept dafür: Der Aufbau von Kommunikationsstrukturen. Diese gilt es dann nicht nur bei akut auftretenden Konflikten zu durchlaufen, sondern als Grundsatz der Zusammenarbeit zu sehen.

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