Der Wunsch nach Veränderung ist bei vielen vorhanden. Doch es fehlt häufig die Kenntnis darüber, wo genau Unternehmer/-innen den Veränderungsprozess beginnen sollten. So erging es auch Frau Dr. med. Arnold, die Ende 2020 auf unser Kompetenzzentrum zukam.
Frau Dr. Arnold ist Fachärztin für Plastische- Rekonstruktive- und Ästhetische Chirurgie in der Rhein-Main-Region. Auch hat sie die Zusatzbezeichnung Handchirurgie durch eine dreijährige Ausbildung erworben. Ihre Facharztpraxis ist spezialisiert auf ambulante Chirurgie von Kassen – und Privatpatienten. Sie versorgt und behandelt zusammen mit ihrem fünfköpfigen Team Patienten/-innen im Bereich Handchirurgie, gut- und bösartige Hauttumoren, Schlupflider/Oberlidstraffung und Männerbrust/Gynäkomastie. Wir begleiten Frau Dr. Arnold und ihre Chirurgische Praxis inzwischen in einem Tandemprojekt zusammen mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Rostock. Die gewünschte Unterstützung betrifft die Digitalisierung bestehender Prozesse sowie den Aufbau einer videobasierten Vor- und Nachberatung von Patienten/-innen.
Frau Dr. med. Heike Arnold berichtet im Interview, was sie dazu bewegte, mit Förderinitiativen zusammenzuarbeiten und wie sie bei der Vielzahl an bundesweiten Angeboten, die richtigen Kontakte fand.
Frau Dr. Arnold, mit welchen Förderinitiativen arbeiten Sie derzeit zusammen?
Über die Landesärztekammer und die IHK Hessen wurde ich auf verschiedene Förderprogramme aufmerksam. Aktuell nehme ich das Förderprogramm „unternehmensWert:Mensch“ in Anspruch. Dieses Programm stellt uns einen Coach zur Seite, der mich und meine Mitarbeiter/-innen dabei unterstützt, widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des Arbeitsalltags zu werden. Darüber hinaus werden uns Möglichkeiten aufzeigt, wie wir bestmöglich Familie und Arbeit miteinander vereinbaren können. Der eigentliche Wert des Coachings wird erst mit der Zeit sichtbar. Daher ist es wichtig, geduldig mit sich selbst und seinen Mitarbeitern/-innen zu sein.
Neben dem genannten Förderprogramm arbeiten wir auch mit der Förderinitiative „Mittelstand-Digital“ zusammen. Als Unternehmerin muss ich mich immer wieder fragen: Was braucht meine Praxis, um langfristig erfolgreich zu sein? Im Rahmen dieses Förderprogramms erhalte ich Unterstützung bei der Digitalisierung meiner bestehenden Prozesse. Denn für mich und meine Praxis ist es wichtig, Zeit für administrative Prozesse einzusparen, um mich stärker um die Beratung und Behandlung meiner Patienten/-innen kümmern zu können. Nach einem Erstgespräch habe ich zusammen mit den Mitarbeitenden der Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren Rostock und Kommunikation eine Zielstellung für meine Arztpraxis definiert und ein Projektvorgehen ausgestaltet.
Was hat Sie zu der Zusammenarbeit mit den Förderinitiativen bewegt?
Die Pandemie war und ist ein Treiber der Veränderung. Die aktuellen administrativen Prozesse nehmen mindestens 30 Prozent unserer Zeit ein und zusätzliche Arbeiten entstehen durch die Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Diese zusätzlichen Arbeiten haben dazu geführt, dass ich eine starke innere Anspannung und auch Verunsicherung bei meinen Mitarbeitern/-innen wahrgenommen habe. Weiterhin haben wir sehr viele zeitintensive Prozesse, die dringend digitalisiert werden müssten, um genügend Zeit für Patienten/-innen zu haben. Da war mir klar, ich muss etwas verändern.
Fachärztin für Plastische- Rekonstruktive- und Ästhetische Chirurgie
Weshalb haben Sie diese Förderungen in der Vergangenheit noch nicht wahrgenommen?
Es bestehen genug Möglichkeiten, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Doch die Auseinandersetzung damit bedarf Zeit. Das heißt, es ist abhängig davon, wie stark man selbst in sein operatives Geschäft eingebunden ist. Weiterhin musste ich feststellen, dass uns Ärzten nicht beigebracht wurde, wie wir als Unternehmer/-innen agieren müssen und welche Verantwortungen die Personalführung mit sich bringt. Für einen ersten Schritt in Richtung Förderprogramme sehe ich es als notwendig an, mit sich selbst in eine ehrliche Reflektion zu gehen: Wo habe ich Herausforderungen? Was brauche ich, um diese Herausforderungen zu meistern? Diese Reflektion bedarf Mut, denn sie macht deutlich, dass wir nicht allwissend sind und Unterstützung annehmen können. Weiterhin sehe ich es als erforderlich, neugierig zu bleiben und zu schauen, was sich links und rechts von meinem Weg auftut.
Welchen Mehrwert erhoffen Sie sich durch die Zusammenarbeit für Ihre Praxis?
Durch die Zusammenarbeit bekommt man unterschiedliche Sichtweisen auf Themen, die es mir ermöglichen, meinen Blickwinkel zu erweitern. Hierdurch wird das anfängliche Problem für mich zur lösbaren Herausforderung. So entsteht eine innere Erleichterung. Die Digitalisierung ist für mich ein enormer Stressfaktor, der mir Angst bereitet. Ich erhoffe mir aus der Zusammenarbeit, dass ich Menschen an meiner Seite habe, die mir durch ihre Expertise ein besseres Verständnis für die Möglichkeiten der Digitalisierung aufzeigen und mich dabei unterstützen, Sicherheit im Umgang mit dem Thema zu gewinnen. Hierdurch wird mir selbst ermöglicht, Vertrauen zu entwickeln und verantwortlich für mich, mein Team und meine Patienten/-innen die Reise der Digitalisierung zu beschreiten.
Was würden Sie anderen Unternehmen empfehlen, die noch keine Förderprogramme in Anspruch nehmen?
Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeitenden der Förderinitiativen einem wirklich unterstützend zur Seite stehen. Es ist wichtig, sich im Vorfeld mit seinen Herausforderungen aber auch Veränderungswünschen auseinanderzusetzen. Für mich ist es schön zu sehen, wie viel Hilfe ich bekomme, wenn ich den ersten Schritt mache und mich auf diese Reise einlasse. Mein Rat an alle Unternehmen, die vor Herausforderungen stehen ist: Suchen Sie den Kontakt und vereinbaren Sie einen Beratungstermin. Denn wenn man von außen inspiriert wird, wird der eigene Blick erweitert und es öffnen sich neue Türen.
