Das Konzept der zirkulären Wertschöpfung spielt in der Diskussion um eine zukünftige nachhaltige Wirtschaft eine zentrale Rolle. Es stellt ein vielversprechendes Modell dar, das wirtschaftliches Wachstum unter Schonung der vorhandenen Ressourcen fördert.
Die Grundidee der zirkulären Wertschöpfung liegt in der Zurückführung von gebrauchten Produkten oder Produktteilen in den Material- und Wirtschaftskreislauf, anstatt sie zu entsorgen. Die Devise lautet dabei also, so wenig Abfall wie möglich entstehen zu lassen. Die Digitalisierung bietet zahlreiche Werkzeuge, mit deren Hilfe sich Materialkreisläufe schließen lassen und so einen nachhaltigeren Konsum und Produktion möglich machen. Dabei werden neue zirkuläre Produkte, Verfahrens- und Prozessinnovationen sowie Geschäftsmodelle etabliert. Einer der entscheidenden Faktoren liegt in der digitalen Vernetzung und Kooperation von Unternehmen, um neue Potentiale zu entdecken und auszuschöpfen.
Lineare vs. zirkuläre Wertschöpfung
Eine zirkuläre Wirtschaft konzentriert sich auf Materialien und Produkte, die so lange wie möglich im Wertschöpfungskreislauf verwendet werden können. Dies kann über ein Teilen, Wiederverwenden, Reparieren, Aufbereiten und Recyclen realisiert werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte und Materialen verlängert. Im Sinne der Nachhaltigkeit bedeutet dies in der Praxis, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden also immer wieder produktiv weiterverwendet, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren.
Das zirkuläre Wirtschaftsmodell steht damit im Gegensatz zu dem traditionellen, linearen Wirtschaftsmodell. Dieses setzt auf große Mengen billiger, leicht zugänglicher Materialien und Energien. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft hingegen strebt lange Produktlebenszyklen an und betrachtet Abfälle dabei als Ressourcen.
Trotz der großen ökologischen und wirtschaftlichen Potenziale die in der Kreislaufwirtschaft stecken, werden aktuell im Schnitt gerade einmal 12 Prozent der in der Industrie verarbeiteten Rohstoffe recycelt. Die Metallverarbeitung geht dabei mit positivem Beispiel voran. Hier werden bereits 33 Prozent der Stoffe wiederverarbeitet. Da Metalle sehr langlebig sind und immer wieder ohne Qualitätsverlust verarbeitet werden können, eignen sie sich optimal für ein Kreislaufmodell.
Der Fokus auf ganze Wertschöpfungsnetzwerke
Das Konzept der Zirkulären Wertschöpfung betrachtet den gesamten Produktlebenszyklus und das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk. Nach diesem Prinzip lässt sich ein nachhaltiges Wirtschaftssystem etablieren, das auf Geschäftsmodelle setzt, die das Wegwerfkonzept überwinden und ersetzen. Unternehmen sollten ihre Produkte und Produktionsprozesse mit Blick auf nachhaltige Prinzipien hin beleuchten und optimieren. Dazu gehört die Verringerung des Ressourcenverbrauchs, Reduktion von Abfällen, Weiter- und Wiederverwendung von Materialien und Rohstoffen, Recycling und eine allgemein effizientere Nutzung von Materialien und Rohstoffen. So lassen sich im individuellen Fall Handlungsfelder identifizieren, in denen Potenziale hinsichtlich der zirkulären Gestaltung bestehen.
Leitlinien der zirkulären Wertschöpfung:
- Verringerung des Ressourcenverbrauchs
- Vermeidung von Abfall
- Weiter- und Wiederverwendung von Materialien und Rohstoffen
- Verlängerung der Lebensdauer von Produkten
- Recycling von Materialien in der Produktion und im Konsum
- Effizienzsteigerung in der Nutzung von Rohstoffen
- Etablierung emissions- und schadstoffarmer Prozesse
Aus der Praxis: Umsetzung zirkulärer Unternehmensentwicklung
Zirkuläre Geschäftsmodelle verfolgen dem Ziel eines ökonomischen Wohlstands unter Schutz der Umwelt. Dabei trägt die zirkuläre Wertschöpfung besonders zu einem verantwortungsvollen und bewussten Konsum- und Produktionsverhalten bei, welcher ein Wirtschaftswachstum durch neue, innovative und nachhaltige Ansätze und Entwicklungen mit sich zieht.
Um die gesteckten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, können technische Daten zur Optimierung von Wertschöpfungsketten in Unternehmen herangezogen werden. Dies zeigen Beispiele aus verschiedenen Branchen. Wir möchten Ihnen drei Ansätze vorstellen:
Die CircularTree GmbH aus Berlin ermöglicht es mit einer digitalen Blockchain-Lösung Daten über die gesamte Produktionskette zu sammeln und abzubilden. Dabei werden mittels Datensammlungen Informationen über die Wertschöpfungskette gewonnen und verschlüsselt weitergegeben. Nachhaltigkeitsrelevante Informationen, wie zum Beispiel der CO2-Fussabdruck, soziale Aspekte und der Ressourcenverbrauch können der Blockchain entnommen werden und sind transparent einsehbar. Bei Bedarf können Unternehmen ihre Lieferketten dann auf Basis dieser ganzheitlichen Datenerhebung umstellen oder anpassen. Das nachhaltigkeitsorientierte Management wird dabei durch die gewonnenen technischen Informationen unterstützt.
Auch das Start-Up Recyclingmonitor aus Beckum nutzt Daten um Abfälle zu minimieren bzw. wiederzuverwerten. Sie stellen ein digitales Tool zur Verfügung, dass die Optimierung und Transparenz der Lieferkette ermöglicht. Die Software bildet Prozesse von kleinen und mittleren Entsorgern, Schrotthändlern, Metallverwertern, Containerdiensten und Recycling-Unternehmen digital ab. Abfallströme lassen sich auf diese Weise auswerten, effizienter organisieren und beschleunigen.
Auch in der Baubranche gibt es bereits Bewegung in Richtung einer nachhaltigeren Organisation der Wertschöpfung. Der Anbieter für Fenster-, Fassaden- und Türsysteme Schüco aus Bielefeld hat bereits 55 Systeme im Angebot, die nachhaltig im Sinne des Materialkreislaufs sind. Der Nachhaltigkeitsansatz von Schüco umfasst den gesamten Lebenszyklus eines Produktes von der Entscheidung über Planung, Herstellung, Montage und Nutzung bis zur Möglichkeit des Rückbaus mit Recycling in den geschlossenen Wertstoffkreislauf.
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