Digitaler Messestand – wie geht das?

Abbildung zeigt einen digitalen Messestand. Menschen arbeiten mit verschiedenen Devices.

Bildquelle: Pixabay

Messekonzepte sind im Umbruch und müssen sich neu erfinden. Digitale und hybride Konzepte unterstützen bei der Lösungsfindung.


19. Februar 2021 | Von Carolin Enke

Wie sieht die Zukunft der Messe aus? Wie verändern sich die Bedürfnisse von Messebesuchern/-innen und wie können Messeaussteller/-innen auf diese eingehen? Klassische Konzepte von Präsenzmessen mit großen Ständen und belebten Besucherhallen werden schon seit einiger Zeit kritisch hinterfragt. Hybride und digitale Messeformate gewinnen zunehmend an Bedeutung und wurden besonders im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie weiterentwickelt. Auch in Deutschland sind diese digitalen Veränderungen im Bereich der Messe spürbar.

2021 finden viele große Messen, wie unter anderem auch die HANNOVER MESSE als weltweite industrielle Leitmesse als Hybrid-Event statt. Digitale und Hybride Messekonzepte bieten sowohl Ausstellern/-innen, als auch Besuchern/-innen neue Möglichkeiten, da sie die Entwicklung virtueller Marktplätze sowie innovativer Kommunikations- und Vertriebskanäle vorantreiben. Für viele Unternehmen, die sich und Ihre Angebote bisher auf Präsenzmessen vertreten haben, ist das eine Premiere, die mit vielen Fragen und unterschiedlichen Herausforderungen einhergeht. Wie funktioniert so eine digitale/ hybride Messe überhaupt? Wie kann ich einen digitalen Messestand erfolgreich gestalten? Wie kann ich meine Inhalte ansprechend für meine Zielgruppe aufbereiten? Wer hilft mir bei der Finanzierung?

Digitale Messe im Netz

Auswirkungen der digitalen Messe sind in Hinsicht auf technische, organisatorische und finanzielle Rahmenbedingungen erst in Grundzügen erkennbar. Dabei müssen die Stärken der physischen Präsenz im Sinne von hybriden Service-Synergien transformiert werden. Die Folge ist eine Verunsicherung  der Aussteller/-innen inkl. der beteiligten Dienstleister in Hinsicht auf technische Plattformen, Kosten, Ressourcen und hybride Konzepte. 

Doch wie genau plant man einen solchen Messeauftritt im Netz? Ideen aus dem Veränderungsmanagement können helfen.

In Kooperation mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg (MWAE), der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin (SenWiEnBe) und der IHK Cottbus führten die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren Hannover, Cottbus und Kommunikation eine fachliche Begleitung für Unternehmen der Hauptstadtregion durch. Das Format unterstützt Unternehmen dabei, ein vereinfachtes Verständnis für die Chancen und Innovationspotentiale digitaler Messen zu gewinnen. Der Fokus liegt darin, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Unternehmen sich dem Thema in kleinen Schritten annähern können, um auch künftig eine effiziente Messepräsenz zu realisieren.  

 Der „digitale Messestand“ orientiert sich an drei Phasen:

•            Auftauen

Die erste Phase des Auftauens beschreibt einen Veränderungsdruck, der sich unter anderem durch die Veränderungen des Messegeschäfts ergeben oder aber auch auf dem Wunsch basieren, sich als Aussteller/-in auf der diesjährigen digitalen HANNOVER MESSE zu präsentieren. Dieser Veränderungsdruck fordert von Unternehmen, sich verstärkt mit digitalen Messeformaten vertraut zu machen.

•            Portionieren

In der zweiten Phase – dem Portionieren- wird der Veränderungsprozess in kleine Schritte aufgeteilt, um das große Ziel überschaubarer zu machen.

Damit die neu erlernten Prozesse langfristig und nachhaltig erfolgreich umgesetzt werden können, kommt es am Ende zur Engliederung in die bestehenden Strukturen durch operative Umsetzung.

Die zweite Phase der Portionierung unterteilt sich in fünf Schritte:

1.           Kategorisierung vornehmen – Der erste Schritt umfasst die Priorisierung, bei der sich Unternehmen mit folgenden Fragen auseinandersetzen müssen:

•            Mit welchen Produkten präsentiere ich mich auf digitalen Messen?

•            Was möchte ich als Aussteller/-in mit meiner Präsentation und der Auswahl meiner Produkte auf digitalen Messen erreichen?

•            Welche Materialien stehen mir bereits zur Verfügung, auf denen ich aufbauen kann? (z. B. die Einbindung eines Imagefilms)

2.           Der zweite Schritt beschäftigt sich mit Fragen der Finanzierung des digitalen Messeauftritts: Welche Möglichkeiten der Finanzierung habe ich? Ist es mir möglich, Dienstleister zu finanzieren, die mir bei der digitalen Präsentation auf einer Messe mit der Produktion von Filmen zur Verfügung stehen? Welche Förderungen stehen mir zur Verfügung und wie kann ich diese in Anspruch nehmen?

Frau Dorothee Stacke, Referatsleiterin vom brandenburgischen Ministerium Arbeit, Wirtschaft und Energie (MWAE) gab Unternehmern/-innen einen Einblick, wie das Land Brandenburg mit Finanzierungen digitaler Messeauftritten verfährt. Hierbei verwies Sie auf eine neue Richtlinie, die KMU und Startups seit Anfang des Jahres in Anspruch nehmen können. Die neue Richtlinie umfasst eine finanzielle Unterstützung von virtuellen Messeauftritten sowie eine Bezuschussung von Beratungen, welche die Unternehmen bei der Konzeptionierung ihres virtuellen Messeauftritts durch Dienstleister in Anspruch nehmen. Neben dem Land Brandenburg bieten auch weitere Bundesländer Finanzierungsmöglichkeiten an.

Das Land Brandenburg fördert kleine und mittlere Unternehmen KMU) im Bereich digitaler Messeauftritte. Mehr dazu finden Sie: hier

3.           Konzept gestalten – Bei der Gestaltung eines digitalen Messeauftritts ist konzeptionelles Denken gefordert.

Dabei ist es wichtig, dass sich die Unternehmen bewusst machen, dass eine digitale Messe keine Präsenzmesse ersetzt und durch den Wegfall des persönlichen Kontakts neue Wege für die Interaktivität mit den virtuellen Besuchern gefunden werden müssen.

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Cottbus gibt  am Beispiel der Plattform Expo IP einen Einblick, wie ein virtueller Messestand digital abgebildet werden kann und welche Möglichkeiten der Interaktivität zur Verfügung stehen.

Eine digitale Darstellung ermöglicht vielfältige Formen der Interaktion, wie die Durchführung von Diskussionen und Workshops, die Einbindung von Videos, Bildern und Infomaterialien sowie der Einsatz von Live-Streams, Video-Chats und -Calls. Der Einsatz interaktiver Funktionen gibt den Unternehmen die Möglichkeit, einen digitalen Messestandrund um die Uhr offen zu halten. Bereits im Vorfeld, können digitale Lösungen helfen, Kundinnen und Kunden anzusprechen. „Vielen Unternehmen ist gar nicht bewusst, wie viele digitale Inhalte sie schon in ihrem Unternehmen haben die einfach und mit großem Effekt in den virtuellen Messestand eingebunden werden können,“ sagt Stefan Hartig, Projektmanager vom Kompetenzzentrum Cottbus.

Einblicke in den virtuellen Gemeinschaftsstand der BTU Cottbus.

4.           IT-Infrastruktur prüfen – Damit digitale Veranstaltungen problemlos funktionieren, ist eine gute IT-Infrastruktur wichtig. Unternehmen sind gut beraten, vorab die IT-Landschaft unter die Lupe zu nehmen.  

Eine virtuelle Präsentation auf der digitalen HANNOVER MESSE 2021 ermöglicht Ausstellern/-innen unter anderem eine erhöhte Sichtbarkeit und Reichweite, mehr Interaktionsmöglichkeiten mit digitalen Besuchern/-innen sowie eine orts- und zeitzonenunabhängige Präsenz.

Die digitale HANNOVER MESSE verzichtet dieses Jahr auf Animationen und Avatare und stellt stattdessen das Unternehmensprofil in den Mittelpunkt. Darüber haben die Aussteller/-innen die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, indem sie über die Angabe von verschiedenen Informationen mit anderen Unternehmen verbunden wird. Dieser Service stellt eine der Kernfunktionen dar, die es ermöglicht, dass sich Unternehmen finden, die sich vorher nicht gekannt haben.

5.           Unterstützer finden – Unternehmen können eine Vielzahl an Dienstleistungsangeboten in Anspruch nehmen und Unterstützung finden bei der Realisierung eines digitalen Messestands. Hierzu zählen z. B. Angebote von Dienstleistern aus dem Umfeld der Mitgliedsunternehmen der Netzwerke Virtual Reality Berlin-Brandenburg Association, dem MediaTech Hub Potsdam oder dem NOI | Network of Innovation.

Expertise nutzen

In der Hauptstadtregion gibt es verschiedene Netzwerke, dessen Expertise Unternehmen nutzen können, ihre virtuelle Messepräsenz auszugestalten, beispielsweise mithilfe von 3-D-Technologien, welche schon auf einem einfachen Monitor abgebildet werden können. Auch andere innovative Technologien können im Zuge einer digitalen Messe eingesetzt werden, die Dienstleistungs- oder Produktpräsentationen ermöglichen.

VR ermöglicht es neben der reinen Bilddarstellung, ein Bild in 3-D Optik so zu präsentieren, dass es von allen Seiten für den Interessenten sichtbar ist. „Die Möglichkeiten in diesem Feld sind enorm, daher ist ein Austausch notwendig, um die für sich beste Lösung zu finden“, sagt Peter Lorenz. Auch hierbei unterstützt das Netzwerk, um Aussteller/-innen dabei zu begleiten, den besten Weg einer einzigartigen virtuellen Präsentation für sich zu finden.

Klare Wünsche und Ziele formulieren

„Um sich im Dschungel an Angeboten zurecht zu finden, benötigen Unternehmen für sich ein klares Anforderungsprofil“, betont Peter Effenberg, Experte für digitale Konferenzen und Live Präsentationen des MediaTech Hubs Potsdam. Hierbei sollten Sie sich Fragen: Was möchte ich mit meinem Auftritt erreichen? Wen möchte ich ansprechen? Und über welche Wege möchte ich den Kontakt aufbauen? Ist man sich seinem Anforderungsprofil bewusst, müssen die technischen Möglichkeiten geprüft werden. Denn nicht alles, was in einer Präsenzveranstaltung funktioniert, lässt sich 1:1 methodisch und didaktisch in die digitale Welt übertragen. Hierbei muss für die Herstellung eines professionellen virtuellen Auftritts nicht gleich ein Studio gebucht werden, oft eignet sich auch ein Konferenztool.

Messeauftritt reflektieren

Alexandra Deiters, Geschäftsführerin vom NOI | Network of Innovation hat sich zur Aufgabe gemacht, Vertrauensbrücken zwischen Unternehmen zu bauen, damit eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstehen kann und Innovationen geschaffen werden. „Punkte der Begegnung, wie der Austausch in den Pausen, unterstützen dabei, in den Kontakt mit anderen Unternehmen zu kommen und tragen maßgeblich zum Aufbau von Vertrauen bei“, sagt Alexandra Deiters. Das Netzwerk unterstützt Unternehmen dabei, die Wirkung ihres eigenen Messeauftritts zu reflektieren und stellt dabei vertrauensbildende Gestaltungsansätze in den Mittelpunkt.

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